Ich war acht, als ich zum ersten Mal ins Zeltlager
nach Seemoos durfte.
Mit meinem Kumpel Tobi und meinem Bruder Kev ging
es mit dem bdkj ab nach Friedrichshafen. Zwei Wochen ohne Eltern, in einem Zelt mit 10
Leuten, der Fußballplatz keine 100m entfernt. Ein Traum.
Im Laufe der Jahre würde ich insgesamt sieben Mal
mit dem bdkj auf solch eine Jugendfreizeit fahren. Anfangs nach Seemoos, um die Ecke,
später nach Oberginsbach, Südfrankreich und sogar Griechenland. Tobi begleitete
mich zu Anfang, Uli stieß später hinzu, Kev war fast immer dabei, bevor er für
Griechenland aus Altersgründen ausgemustert wurde. Irgendwo dazwischen,
wahrscheinlich in Oberginsbach, keimte in uns der Wunsch auf, ebenfalls einmal in
solch einem Zeltlager zu arbeiten. Ich wollte so cool sein wie unser Zeltstar
Mäsju, ein 23-jähriger Student. Was könnte es Tolleres geben, als mit Uli und
Kev einem Haufen Jugendlicher in einem Zeltcamp beim Pubertieren zu
assistieren?
Das war damals. Als wir noch jung waren. Als zwei
Wochen mit Fußball, Stadtspiel, Taschengeld rationieren, Kistenklettern,
Baseball, Beachvolleyball, Gitarrenklängen und Lagerfeuern vorbeirasten als
seien es zwei Stunden. Und damals, als wir regelmäßig als Letzte von unseren
Eltern aus dem Camp wieder abgeholt wurden.
Kennt ihr das Gefühl? All die lieben Freunde, die
man in den vergangenen zwei Wochen gewonnen hat, mit denen man gegessen,
geschlafen, gelacht, getanzt und zuweilen auch geweint hat – sie alle sieht man
gehen. Die meisten sieht man nie wieder.
Es ist die Gewissheit, dass es vorbei ist, die
einen zum Weinen bringt. Und es ist die Gewissheit, gemeinsam etwas
Einmaliges erlebt zu haben, die das Salzwasser zu Freudentränen macht.
Zum Heulen schön.
Die Zeiten ändern sich: Inzwischen sind wir alle
zu alt, um mit dem bdkj nach Griechenland zu fahren. Den Gedanken, dies einmal
als Betreuer zu tun, haben wir wohl auch alle inzwischen verworfen. Doch für mich ging der Traum vom Arbeiten im
Zeltcamp in Erfüllung. Willkommen bei Elephant Hills. ;)
Auf der einen Seite ist das wunderschön. Auf der anderen Seite zum Heulen. Gäste, die
man innerhalb kürzester Zeit lieb gewinnt, verlassen mich ebenso plötzlich, wie
sie in mein Leben getreten sind. Sie setzen sich in den Van, winken brav zum
Abschied, und fahren fort. Die meisten sieht man nie wieder.
Irgendwie geht das Leben weiter. Man hat ja noch
seine Kollegen. Doch leider ist auch hier aktuell ein grausamer Schwund zu
verzeichnen: Sascha verließ uns Ende März, kurz darauf flog Barbara nach Hause.
Und nun, Anfang Mai, ist auch Stefanie heimgekehrt. Sieht man diese drei wohl
jemals wieder?
Zurück bleibe, nach gefühlten sechs Stunden, ich. Darauf wartend, von meinen
Eltern abgeholt zu werden. Leider geht auch hier das Leben weiter – heim muss ich
inzwischen irgendwann irgendwie alleine kommen.
Was mir bleibt, ist Salzwasser im Auge.
Und natürlich die Erinnerung. Einmalig.
Danke dafür, ihr drei!
Sascha, Barbara, ich, Sam & Steffi beim letzten gemeinsamen Abendmahl in Khao Sok... |