Sunday, May 5, 2013

Zum Heulen schön: Ein Kindheitstraum wird wahr.

Ich war acht, als ich zum ersten Mal ins Zeltlager nach Seemoos durfte.

Mit meinem Kumpel Tobi und meinem Bruder Kev ging es mit dem bdkj ab nach Friedrichshafen. Zwei Wochen ohne Eltern, in einem Zelt mit 10 Leuten, der Fußballplatz keine 100m entfernt. Ein Traum.

Im Laufe der Jahre würde ich insgesamt sieben Mal mit dem bdkj auf solch eine Jugendfreizeit fahren. Anfangs nach Seemoos, um die Ecke, später nach Oberginsbach, Südfrankreich und sogar Griechenland. Tobi begleitete mich zu Anfang, Uli stieß später hinzu, Kev war fast immer dabei, bevor er für Griechenland aus Altersgründen ausgemustert wurde. Irgendwo dazwischen, wahrscheinlich in Oberginsbach, keimte in uns der Wunsch auf, ebenfalls einmal in solch einem Zeltlager zu arbeiten. Ich wollte so cool sein wie unser Zeltstar Mäsju, ein 23-jähriger Student. Was könnte es Tolleres geben, als mit Uli und Kev einem Haufen Jugendlicher in einem Zeltcamp beim Pubertieren zu assistieren?

Das war damals. Als wir noch jung waren. Als zwei Wochen mit Fußball, Stadtspiel, Taschengeld rationieren, Kistenklettern, Baseball, Beachvolleyball, Gitarrenklängen und Lagerfeuern vorbeirasten als seien es zwei Stunden. Und damals, als wir regelmäßig als Letzte von unseren Eltern aus dem Camp wieder abgeholt wurden.

Kennt ihr das Gefühl? All die lieben Freunde, die man in den vergangenen zwei Wochen gewonnen hat, mit denen man gegessen, geschlafen, gelacht, getanzt und zuweilen auch geweint hat – sie alle sieht man gehen. Die meisten sieht man nie wieder.

Es ist die Gewissheit, dass es vorbei ist, die einen zum Weinen bringt. Und es ist die Gewissheit, gemeinsam etwas Einmaliges erlebt zu haben, die das Salzwasser zu Freudentränen macht.

Zum Heulen schön.


Die Zeiten ändern sich: Inzwischen sind wir alle zu alt, um mit dem bdkj nach Griechenland zu fahren. Den Gedanken, dies einmal als Betreuer zu tun, haben wir wohl auch alle inzwischen verworfen. Doch für mich ging der Traum vom Arbeiten im Zeltcamp in Erfüllung. Willkommen bei Elephant Hills. ;)

Auf der einen Seite ist das wunderschön.  Auf der anderen Seite zum Heulen. Gäste, die man innerhalb kürzester Zeit lieb gewinnt, verlassen mich ebenso plötzlich, wie sie in mein Leben getreten sind. Sie setzen sich in den Van, winken brav zum Abschied, und fahren fort. Die meisten sieht man nie wieder.

Irgendwie geht das Leben weiter. Man hat ja noch seine Kollegen. Doch leider ist auch hier aktuell ein grausamer Schwund zu verzeichnen: Sascha verließ uns Ende März, kurz darauf flog Barbara nach Hause. Und nun, Anfang Mai, ist auch Stefanie heimgekehrt. Sieht man diese drei wohl jemals wieder?

Zurück bleibe, nach gefühlten sechs Stunden, ich. Darauf wartend, von meinen Eltern abgeholt zu werden. Leider geht auch hier das Leben weiter – heim muss ich inzwischen irgendwann irgendwie alleine kommen.

Was mir bleibt, ist Salzwasser im Auge. Und natürlich die Erinnerung. Einmalig.


Danke dafür, ihr drei!

Sascha, Barbara, ich, Sam & Steffi beim letzten gemeinsamen Abendmahl in Khao Sok...