Friday, February 14, 2014

Ja ist Valentine denn Weihnachten?

Valentin ist eine Erfindung des Kommerzes. Gefördert von Blumen- und Süßwarenhändlern, die sich an diesem Tag ein goldenes Höschen verdienen. Ähnlich wie das moderne Weihnachten. Man glaubt, man muss seinen Liebsten an exakt diesem Tag etwas schenken, ihnen an diesem einen, eigentlich belanglosen Tag des Jahres verdeutlichen, dass sie das ein und alles für einen sind. Warum überhaupt? Wissen die das denn nicht?

Meine Mutter wollte früher nie, dass wir ihr etwas zum Muttertag schenkten. „Weshalb, meine lieben Kinderchen, solltet ihr das tun? Möchtet ihr eure Mutter nicht lieber das ganze Jahr über respekt- und liebevoll behandeln, anstatt zu versuchen, an einem einzigen Tag sämtliche eurer zahlreichen Schandtaten der anderen 364 ¼ Tage zu vergessen zu machen?“

Ich konnte das nicht verstehen. Schließlich hatte ich ihr in der Schule doch so liebevoll einen Kaktus eingepflanzt, und noch ein kleines Holzstäbchen mit einem aus Filz ausgeschnittenen Herz hineingesteckt. "Zum Muttertag“ stand darauf. Und damit konnte ich nun nicht die ganzen verkratzten Wände, überzogenen Taschengeldforderungen und stets wachsenden Berge an Dreckwäsche vergessen machen? Wie fies ist das denn?

Mit dem Alter kommt die Weisheit, munkelt man. Dass das nichts mit pigmentarmen Farbtönen zu tun hat, merke ich allein an meiner unfassbar sexy sonnengebräunten Haut, um die mich meine Gäste so beneiden – und ob der so manch ein Thai mir am Liebsten kopfschüttelnd den Vogel zeigen würde. Wer will schon braun sein, wenn man weiß sein könnte? ;)

Abseits dieser Oberflächlichkeiten leuchtet mir so langsam ein, was meine Mutter einstmals gemeint haben könnte. Warum sollte man Geschenke schenken, nur, weil der Kapitalismus es einem so diktiert? Schwingt nicht auch beim Beschenkten da ein wenig der Gedanke mit: „Aha, das ganze Jahr lang nichts von sich hören lassen, doch zu Weihnachten kriege ich wieder einen selbstgestrickten Kartoffelsack der hässlich ist wie Amy Winehouse ohne Make-Up?“

Ich habe zu vergangenem Weihnachtsfeste eher wenige Geschenke erhalten. Die meisten musste ich mir sogar selbst besorgen. Doch das ist auch gut so – die wenigen, die ich erhielt, wusste ich umso mehr zu schätzen. Und mir wurde einmal mehr bewusst, dass manche Menschen zu mir halten werden, egal, wo auf Welt ich mich herum treibe.

Tja. Und manchmal ist Weihnachten eben auch nicht nur am 24.12. Manchmal kann es auch am 14.02. sein – die Ziffern sind die gleichen. Und genau so war es auch heute: Nichtsahnend sprang ich nach dem 2. Weckerklingeln unter die kalte Dusche, genoss gedankenverloren mein Schokoladenmüsli auf meinem Balkon beim Blick ins Grüne, zupfte die Uniform an allen Enden in Position und marschierte zur Arbeit. Soweit noch nichts Ungewöhnliches.

Erst beim Durchschreiten der Glastüre bemerkte ich ein recht ansehnliches Paket auf meinem Schreibtisch liegen. Absenderin: Carina Wieland.



Die ersten Ameisen wuselten bereits geschäftig um den Karton herum, und so machte ich mich schleunigst daran, die Krabbler zu verscheuchen – und das Paket in genaueren Augenschein zu nehmen.

Es dauerte keine fünf Sekunden, da war das Klebeband verrissen und die Augen des Chris sehr weit auf: Vor mir verbargen sich Schokolade, Müsli, Nüssli und – Spannung – ein Roggenvollkornbrot in der Dunkelheit der Box!!!


Anbei lag noch eine Karte mit der Aufschrift: „Ja ist denn schon wieder Weihnachten?“ Nur knappe zwei Monate ist es her, dass diese Karte liebevoll von Hand auf ihrer Rückseite beschriftet wurde.


Keine Frage, dass es einer der längsten Arbeitstage meiner Existenz wurde, doch schließlich schnappte ich mir den Karton, wünschte allen ein wundervolles Wochenende (da Valentin ein nationaler Feiertag hier ist, haben ausnahmsweise fast alle mal 2 Tage frei) und wippte beschwingt und bewusstseinserweitert grinsend in Richtung meines Apartments.

Dort angekommen, fuchtelte ich flugs die nervige Pappe aus dem Weg und erlabte mich an dem Anblick vergessen geglaubter Güter. Brot. Richtiges, deutsches, dunkles Brot! Sensationell.

Das geschulte Auge bemerkt natürlich sofort, dass hier bereits das erste Raffaelo fehlt... ;)

Nur wenig später befand ich mich auf dem Weg zum nächsten Supermarkt, erstand dort Butter, Käse, Cocktailtomaten und Granatapfelsaft, sowie feinste deutsche Hausmacherwurst und Fleischsalat bei meinem lokalen Lieblingsmetzger. Der Schmaus konnte beginnen…


Liebevoll wurde draußen auf dem Balkon das Buffet hergerichtet, sodann das Brotmesser gezückt und – zack – war die erste Stulle gaumenbereit. Trotz allmählich einsetzender thailändischer Gelassenheit konnte es mir in diesem Falle gar nicht schnell genug gehen, die Brotscheibe durch meine sich öffnenden Lippen hinein in den gierigen Schlund zu schieben.

Ich habe einmal ein Wort gehört, welches die daraufhin einsetzende Gefühlsexplosion zumindest annähernd ein wenig beschreiben kann:


Geschmacksknospenorgasmus.


Es wurde ein Fest vom Feinsten: Brot mit Lyoner, Brot mit Fleischsalat, Brot mit undefinierbarem Karotte-Gemüse-Zucker-Aufstrich aus dem Thai Supermarkt, Brot mit Käseschaiblette, Brot mit Brot… keine Kreation wurde verschont.

Seit mich mit 18 Jahren das Reisefieber packte und ich mich mit nichts als einem Pass, einer Reisetasche, einer Kreditkarte und einem Kopf voller Träume nach Australien absetzte, habe ich noch keine Nation auf dieser Welt ausfindig gemacht, welche so feines Brot fabriziert wie die Deutschen. Ebenso wenig fand ich jemals Reisende, welche Brot in der Welt so vermisst haben wie die Deutschen. Man möchte fast meinen, dass Jesus ein heimwehkranker deutscher Backpacker auf Rucksackreise im Orient war, als er bat: „Unser täglich Brot gib‘ uns heute.“

Manchmal ist es Brot, das das Leben so lebenswert macht – und zwar nicht nur, wenn der FHG Unterstufenchor beim Oliver Twist Musical „Brot, herrliches Brooot“ traällert. Als ich da so in Badeshorts auf meinem Balkon stand und beobachtete, wie die letzten Sonnenstrahlen des Tages den vormals tiefblauen Himmel langsam in ein orangeliches Zinoberrot verwandelten und die verschiedensten Vöglein ihr abendliches Gute-Nacht-Lied zwitscherten, da wurde mir, während ich mir genüsslich die letzten Happen des Roggenvollkornbrotes auf der Zunge zergehen ließ, bewusst: Das ist das Leben. Und zwar genau so, wie es immer sein sollte.


Vielen herzlichen Dank, liebe Carina, dass du mir so fern meiner Familie ein so beträchtliches Stück Heimatgefühl gegeben hast!


Und vielen herzlichen Dank an euch alle, ihr fleißigen Leser, dass ich auch an Valentin niemals das Gefühl haben muss, ich sei alleine auf dieser Welt.


"Einen wahren Freund,
eine wahre Freundin,
kann man nicht verlieren.

Verlieren
kann man nur die Illusion
die man sich über manche Menschen macht."

Monday, February 3, 2014

Endlich wieder Neuigkeiten!

Hiho, meine lieben Freunde!

Ja, es gibt mich noch. Und diesen blog natürlich auch. Und einen guten Vorsatz: Ab sofort wieder ein wenig mehr posten, wenn vielleicht auch etwas kürzer, über all die wundervollen Sachen, die einem leider gar schon viel zu oft als alltäglich erscheinen – das freundliche Lächeln fremder Menschen auf offener Straße, das feine lunsjen mit netten Arbeitskollegen unter Kokospalmen, das entspannte Chillaxen an freien Tagen an unschlagbaren Sandstränden bei blauem Himmel… jaja, es gibt eigentlich stets recht viel zu berichten.



Was nicht ganz Gewöhnliches zuerst: HAPPY BIRTHDAY, lieber Bruder Kevin! J Feier ordentlich in deiner neuen Bude in Kreuzlingen mit deinen beiden Mitbewohnerinnen, Pauli-G., den Eltern, den Hockeykumpanen etc. Hat mich sehr gefreut, vorhin mit dir zu plauschen. J



Ebenfalls nicht ganz alltäglich: Urlaub letzte Woche. ;) Ganze drei Tage habe ich mir im Verlauf des Januars zusammen gespart, durch zahlreiche sonntägliche Einsätze in Khao Sok – u.A. als Campleiter. ;)

Joar. Daraufhin haben Kong und ich unsere Badesachen gepackt und sind nach Khanom gedüst. Ein bislang wenig entdeckter Ort am thailändischen Golf, nur 1h östlich von Surat Thani. Mit 12km weißem Sandstrand. ;) Insider muss man sein.



Wir also drei Tage schön ans Meer. Und weil das nicht so arg oft vorkommt, auch gleich den dicksten Bungalow direkt am Strand gemietet.



Im Nobelresort mit Infinity Pool. Wer kann, der darf, sag ich mal.



Mit dem gemieteten Scooter den Strand entlang gebraust, bis hin zum Seafood-Restaurant, und dort festlich für nen knappen Tausender getafelt. Mensch ist das Leben klasse.



Viel gechillt wurde. Fruitshakes geschlürft. Den flammenden Reden des Oppositionsführer Suthep im Fernsehen gelauscht, seine Pläne vernommen, Bangkok lahm zu legen und die eigentlich gestern statt findende Wahl zu boykottieren. Bei der boomenden Kokosnussproduktion zu geschaut.



Auf den im Boden gerammten spitzen Speer im Boden wird die Kokosnuss draufgehauen, und zwar so geschickt, dass sich der Speer an der Steinfrucht vorbei durch die Schale bohrt. Schale und Frucht werden auseinander klambüsert – und pro Kokosnuss gibt es einen halben Baht! Wer von euch würde dafür einen Finger krümmen? Noch dazu unter sengender Sonne, den ganzen Tag lang im Stehen?



Da ging es uns schon besser. Wir haben nur konsumiert. Gegessen wurde natürlich auch reichlich. Das ist Teil der Thai Kultur.



Ein sehr wichtiger Teil. ;)



Joar.  Und bisweilen sitzt man einfach nur untätig da, starrt hinaus in die scheinbar unendlichen Weiten des Ozeans und genießt…


…genau, den Sonnenaufgang – wir sind hier ja schließlich an der Ostküste, ne? ;)


Sodala. Nun seid ihr wieder ein wenig auf dem Laufenden.

Nebenher feiern man im nahe gelegenen Wat Chalong das chinesische Neujahr mit lauten Konzerten, ich kann in meinem Zimmer mitfeiern. Dennoch konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, dort am Samstag ein wenig mit zu zelebrieren. Nebst viel Futter, Klamotten, Krimskrams und jahrmarktähnlichen Schießbuden das Highlight vom Volksfest: Miss Wet Contest. :D Nein, ich habe nicht das Wort T-Shirt vergessen... da sitzen tatsächlich leicht bekleidete Damen in einer Art Käfig über einem Wasserbecken - und wer per Tennisballwurf eine Zielscheibe trifft, löst damit einen Mechanismus aus, welcher den Damen den Boden unter dem Hintern wegzieht. *splash* *hahahaha* Auf so eine Idee muss man auch erst mal kommen...

Ich halte euch auf dem Laufenden!

Liebe Grüße,

der Chris