Man ist immer auf der Suche. Wer rastet, rostet,
weiß schon der Volksmund. Und was der weiß, weiß ich schon lange. Bisweilen
sogar besser. ;)
Auch eine weitere Weisheit ist weit verbreitet: Wer suchet, der findet. Diese
geflügelten Worte würde ich für meinen Teil ebenfalls keineswegs als unwahr
abtun. Schließlich ist am Ende meist doch noch jeder seines eigenen Glückes
Schmied.
Meine bilderbuchhafte Body-Bräune ist absolut echt.
Erhöhte Melaninanzahl auf Grund natürlicher UV-B-Bestrahlung. Hat mit Rost
nichts zu tun. Ich raste auch nicht. Ich finde. Und diesmal gab es mal wieder
mehr Glück zu finden, als ein gewöhnlicher Schmied verkraften könnte.
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Insel! Da ist eine Insel! Und noch dazu eine sehr einsame... |
Doch beginnen wir behutsam am Anfang: Vorgestern
Nachmittag kehrten Kong und ich gemeinsam von einer reichlich erholsamen Nacht
am Cheow Larn Lake zurück. Unsere Gäste dort hatten beschlossen, donnerstags
bereits gegen 9pm zu Bette zu ziehen, um am nächsten Morgen auch pünktlich um
6:20am zur Kayaktour auf dem Floße zu stehen. Kong und ich hatten diesen
glücklichen Umstand genutzt, um uns weiter meinem maroden Thai zu widmen sowie
später fesselnden Filosofien zu verfallen. Als auch wir uns gegen 11:30pm in
die Heia begaben, war mit acht Stunden Schlaf nicht mehr zu rechnen, weshalb
ich nach dem Kayaktrip und einem ausgiebigen Frühstück am Freitagvormittag noch
einmal für zwei Stunden in meinem schwimmenden Zelt verschwand…
Zurückkehren ist eigentlich zu viel gesagt. Wir
gingen noch fleißig unseren verantwortungsvollen Aufgaben nach, als wir unsere
Gäste am Flughafen in Krabi abgegeben und einige weitere sogar bis nach Ao Nang
begleitet hatten. Dort war für uns dann aber auch Endstation: Wir entstiegen
dem Van, Kong organisierte ein Boot, und während wir auf dessen Abfahrt
warteten, investierten wir das soeben verdiente Trinkgeld in eine
Mehrtagesration Schokolade. Als eventuelle Bestechungsgabe omnivorer
Ureingeborener oder alternativ zum gemeinsamen Verzehr bei prasselndem Lagerfeuer
am sternenbeschienenem Sandstrand unserer einsamen Insel. Teilen macht Freude.
Zwanzig Minuten lang saßen wir in unserem privaten
Longtailboot, bis dieses wiederholt auf Grund lief. Der Captain machte uns
klar, dass wir wegen Niedrigwasserstandes doch die letzten paar Meter zu Fuß
zurücklegen sollten. Coole Sache. Zur Prävention von Seeigelstacheln und sonstiger
Sticheleien stiegen wir in unsere stählernen Sportstiefel und stapften schnurstracks
zum Strand.
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Rucksack, Buch, Schokotüte... ich bin gerüstet. |
Vor uns erstreckte sich Koh Kai, die
Hähnchenhalsinsel. Als Teil eines maritimen Nationalparks von lediglich sechs
Menschen bewohnt – eine von ihnen glücklicherweise eine ehemalige
Studienkollegin von Kong, welche es uns ermöglichte, vollkommen abseits
jeglicher touristischer Aktivitäten zu nächtigen. Exakt das, was man als ansonsten so fleißiger Tour guide an seinen freien Tagen zu finden sucht. ;)
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Einsamkeit gesucht. Und gefunden! |
Doch auch Koh Kai hatte das Teilen gelernt:
Zumindest bei Ebbe, wie wir sie zum Zeitpunkt unserer Ankunft vorfanden,
verband eine elysische Sandbank das ansonsten einsame Eiland mit ihren
Nachbarinnen Koh Tup und Koh Moh – wer bei so viel Freude auch nur ans Rosten
zu denken vermag, der möge das Schmiedsein dann wohl doch besser Anderen
überlassen…
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Euch fehlt die Schneedecke und das Weihnachtsfeeling im Bild? Mir nicht... *g* |
Die sengende Sonne senkte sich zusehends dem
hinterhältigen Horizont entgegen, weshalb uns wenig Zeit für besonders
ausschweifende Begrüßungsbanalitäten blieb – einen herrlichen Herbsthimmel galt
es gebührend in Szene zu setzen.
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Na? Ist mir das mit dem in-Szene-setzen gelungen? Sehen eure aktuellen Herbsthimmel ähnlich aus? ;) |
Und dieser gab sich mit dem spektakulären
Schauspiel des sukzessiven Sonnenunterganges noch lange nicht zufrieden –
während er zu unserer Linken den Himmel glutrot erleuchten ließ, bot er uns zu
unserer Rechten ein faszinierend-farbenprächtiges Phänomen in Perfektion: Ein
kompletter, absolut unterbrechungsfreier Regenbogen ragte aus der anschaulichen
Andamansee hinauf, bog sich mathematisch genau um insgesamt 180° und verschwand
sodann hinter einer kleinen Insel, auf welcher der Volksmund nun wahrscheinlich
einen Kessel voll Gold vermuten würde.
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Mal ehrlich - habt ihr schon mal einen ganz kompletten Regenbogen gesehen? Darf man sich da was wünschen? |
Aber man weiß ja: Gold allein macht nicht
glücklich. Was insofern gar nicht falsch sein kann, da man am Ende des
Regenbogens den atemberaubenden Regenbogen selbst ja gar nicht hätte sehen
können. Leuchtet ein, oder?
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Und wie das leuchtet! |
Unfassbar überwältigt von dieser dramatischen
Darbietung war ich nach unserer Rückkehr außer zum Abendessen zu nicht mehr
viel zu gebrauchen, und legte mich auch als bald auf einem mit einer dünnen
Decke gepolsterten Boden zum Schlafen nieder. Djiap, Kongs Freundin, und ihre
Mitbewohnerin erklärten sich freundlicherweise bereit, ihr Zimmer mit uns zwei
beiden Hübschen zu teilen. Und wiederum bescherte uns das Freude – andernfalls
hätte ein zäher Zementuntergrund unsere zarten Gliedmaßen gänzlich zermürbt.
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Geschlechtertrennung auch im selben Zimmer: Die ladies links, ich rechts. |
Zusätzlich zu Djiap und ihrer Mitbewohnerin hausten
drei weitere Angestellte sowie eine achtmonatige alte Tochter auf Koh Kai – was
mich zum einzigen Nicht-Thai machte! Wie geil ist das denn bitte? Ein lange
herbeigesehnter Wunsch ging in Erfüllung – zwei Nächte an einem Ort, welcher
gewöhnlichen Reisenden unter normalen Umständen (zumindest außerhalb der
mittäglichen Besuchszeiten) vorenthalten bleibt. Wenn das mit der
Tourismusmanagement nichts wird, werde ich Schmied.
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Oder ich kaufe mir ein großes Boot und segele in den Sonnenuntergang... |
Am nächsten Morgen waren wir verhältnismäßig früh
auf den Beinen – gegen späterer Vormittag war eine Bande Urlauber angekündigt,
denen es galt, voraus zu sein. Kong und ich spazierten also den Strand im
Uhrzeigersinn entlang, erst über Sand, später über Stein und tote Korallen, bis
die Sicht auf den Hühnerhals schließlich frei wurde: Ein hochaufragender
Sandsteinfelsen, mit hühnerschnabelartigem Aufsatz, dient dieser Insel also als
Namensgeber. Nicht gar zu spektakulär, aber immerhin eine gute Begründung,
weshalb man sich nun ein fettes Frühstücks-Sandwich verdient habe. Und das
wiederum verlieh mir ausreichend Energie, um meiner Gastfamilie ein wenig als
Packesel dienlich zu sein.
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Was mir keiner sagte: In den Säcken befanden sich Eiswürfel!!! *brrrrr* |
Anschließend widmete ich mich meiner Reiselektüre,
„Alles Sense“ von Terry Pratchett. Ein etwas absurder Roman, in welchem der Tod
höchstpersönlich aufs Getreidefeld in den Ruhestand geschickt wird, was zu
diversen Unstimmigkeiten im ansonsten so routinemäßigen Ablauf nach dem
gewöhnlichen Ableben ungewöhnlicher Lebewesen führt. Bisweilen recht amüsant,
jedoch kein absoluter Brüller – aber dennoch bei Weitem unterhaltsamer als jene
fade Versammlung fernostasiatischer Fotofanatiker, welche offensichtlich gerne
sich selbst als ihre unfassbarste Urlaubserinnerung in verschiedensten Formaten
festzuhalten versuchten.
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Ganz so cool sah das leider dann doch nicht aus... ^^ |
Nachdem der sensible Sensenmann meines Erachtens
nach zur Genüge seine scharfe Schneide über sensitive Getreidestängelchen hatte
sausen lassen, genehmigte ich mir ein zeitlich nahezu zu vernachlässigendes
Nickerchen, von dem mich erst der sanfte Kuss eines ausgefuchsten Tropensturmes
wieder zu erwecken vermochte. Leider hatten es bis dahin noch nicht alle
Touristen zurück ans Festland geschafft, weshalb wir unseren ohnehin schon
spärlich beschnittenen Lebensraum auch noch mit ihnen teilen mussten. Zu viel
Freude ist ja dann auch wieder nicht gut, oder?
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Wer will solch einen herrlichen Robinson-Crusoe-Verschlag schon teilen? |
Nun ja, ich verdaddelte den Nachmittag mit drei
süßen, thailändischen Kiddies, die samt ihrer Tanten zu Besuch gekommen waren,
und ehe ich mich versah, war auch schon alles wieder vorbei: Der Sturm, die
Daddelei sowie die taktlose Terrainteilung mit den Touris. Frieden kehrte
wieder ein auf unserer Insel.
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Dreaming of paradise... Vielleicht sollte ich gar Fotograf werden? |
Kong und ich begaben uns auf unseren
allabendlichen Routinespaziergang Richtung Koh Tup und Koh Moh, sammelten
unterwegs die heldenhaften Hinterlassenschaften unzurechnungsfähiger
Umweltverschmutzer zusammen und verfolgten zwei naseweise Nashornvögel.
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Na? Wer kann die Art identifizieren und mir zwei Fakten zu diesem Vogel nennen? |
Zurück im Unterschlupf warf man den Generator an,
welcher uns bis 10pm mit Elektrizität zu versorgen versprach, und schmiss ein einfaches
Deck Karten auf den Tisch. Dazu ein paar Thai Baht als Einsatz pro Kopf, und
schon begann eine coole Kartensession, welche mich ein klein wenig an Yussuf
und Josef erinnerte, jenes israelische Kartenspiel, welches Julez und ich einst
in Bogotá erlernt hatten.
Da ich an der kartenspielbegleitenden Konversation
leider nicht allzu viel kommentieren konnte, konzentrierte ich mich auf meine
professionelle Pokermiene – mit Erfolg! Als schließlich sämtliche Lichter
erloschen, hatte ich mir immerhin satte 200 Baht hinzu verdient. Das sind
stattliche fünf Euro. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen.
Und manchmal muss man eben auch nicht teilen können. *G*
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Ein gemütlicher Samstagabend auf einer einsamen Insel... |
Kong und ich saßen noch eine ganze Weile in der
Dunkelheit, draußen, an einem Tisch im Sand, wo wir uns in Gedanken verloren,
während mildes Meerwasser unsere Füße massierte.
Wieder musste ich am nächsten Morgen erst einmal
ohne Frühstück auskommen: Als ich die freigelegte Sandbank entlangzuwandern
begann, riefen mich Kong und Djiap von links zu sich herüber. Sie standen
inmitten eines vorübergehend trockengelegten Korallenmeeres, beobachteten
Vögel, Krabben – und Clownfische!
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Nemo! In seiner Annemoneme... ^^ Weiß noch irgendwer, wie Papa Nemo heißt? ;) |
Ist das nicht herrlich, wenn man zum Fische
fotografieren noch nicht einmal eine Maske geschweige denn einen Schnorchel
braucht? Wir genossen praktisch ein begehbares Open-Air-Aquarium – ganz für uns
alleine! Freude geteilt durch drei. :)
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Djiap links, Kong rechts. Ist doch eindeutig zu erkennen, oder? |
Schließlich erblickten wir wieder die ersten
Touridampfer am Horizont. Mein Scheibenweltroman näherte sich mit
besorgniserregender Beständigkeit dem Ende, und auch der mächtige Schokovorrat
war unerklärlicherweise (war’s wohl die Sonne?) zu nahezu nihilierbarer
Nichtigkeit dahingeschmolzen. Wir werteten all dies als unmissverständliche
Anzeichen, dass unser Aufenthalt sich wohl dem Ende näherte.
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Schon verdammt geil, wie sich nach und nach eine Sandbank aus den Fluten erhebt... |
Kong organisierte einen Transport auf einem der
zahlreichen Speedboote. Schon klasse, wenn man eine Thai sprechende
Tourführerin zur Verfügung hat. Und als kleines Extra hielt das Speedboot auf
dem Rückweg sogar noch kurz in der Railey-Bucht an – allerdings auch wieder
lange genug, bis ein rücksichtsloser Regenschauer uns alle bis auf die
Badebuchse eingenässt hatte. Hartes Schicksal.
Zurück in Ao Nang gönnte ich mir ein neues T-Shirt
sowie ein Chocolate-Luv-McSundae, bevor ich Kong zum Zeitvertreib Kniffel
beibrachte. Zwei Runden und einen Besuch beim Obstmann an der Ecke später stand
dann auch schon Pi Sam Wahn vor uns, verlud uns in seinen tiefgefrosteten
Minivan und düste los Richtung Elefantencamp. Und während er und Kong sich in
mir unverständliche Diskussionen verstrickten, bereitete ich mich mental schon
mal auf die zahlreichen bevorstehenden, von meinen Arbeitskollegen mit leichtem
Augenzwinkern hervorgebrachten Fragen vor, inwiefern wir zwei uns in den
vergangenen 72 Stunden wohl unser gemeinsames Glück geschmiedet hätten…