Sunday, December 16, 2012

Gefunden

Man ist immer auf der Suche. Wer rastet, rostet, weiß schon der Volksmund. Und was der weiß, weiß ich schon lange. Bisweilen sogar besser. ;)


Auch eine weitere Weisheit  ist weit verbreitet: Wer suchet, der findet. Diese geflügelten Worte würde ich für meinen Teil ebenfalls keineswegs als unwahr abtun. Schließlich ist am Ende meist doch noch jeder seines eigenen Glückes Schmied.

Meine bilderbuchhafte Body-Bräune ist absolut echt. Erhöhte Melaninanzahl auf Grund natürlicher UV-B-Bestrahlung. Hat mit Rost nichts zu tun. Ich raste auch nicht. Ich finde. Und diesmal gab es mal wieder mehr Glück zu finden, als ein gewöhnlicher Schmied verkraften könnte.

Insel! Da ist eine Insel! Und noch dazu eine sehr einsame...

Doch beginnen wir behutsam am Anfang: Vorgestern Nachmittag kehrten Kong und ich gemeinsam von einer reichlich erholsamen Nacht am Cheow Larn Lake zurück. Unsere Gäste dort hatten beschlossen, donnerstags bereits gegen 9pm zu Bette zu ziehen, um am nächsten Morgen auch pünktlich um 6:20am zur Kayaktour auf dem Floße zu stehen. Kong und ich hatten diesen glücklichen Umstand genutzt, um uns weiter meinem maroden Thai zu widmen sowie später fesselnden Filosofien zu verfallen. Als auch wir uns gegen 11:30pm in die Heia begaben, war mit acht Stunden Schlaf nicht mehr zu rechnen, weshalb ich nach dem Kayaktrip und einem ausgiebigen Frühstück am Freitagvormittag noch einmal für zwei Stunden in meinem schwimmenden Zelt verschwand…

Zurückkehren ist eigentlich zu viel gesagt. Wir gingen noch fleißig unseren verantwortungsvollen Aufgaben nach, als wir unsere Gäste am Flughafen in Krabi abgegeben und einige weitere sogar bis nach Ao Nang begleitet hatten. Dort war für uns dann aber auch Endstation: Wir entstiegen dem Van, Kong organisierte ein Boot, und während wir auf dessen Abfahrt warteten, investierten wir das soeben verdiente Trinkgeld in eine Mehrtagesration Schokolade. Als eventuelle Bestechungsgabe omnivorer Ureingeborener oder alternativ zum gemeinsamen Verzehr bei prasselndem Lagerfeuer am sternenbeschienenem Sandstrand unserer einsamen Insel. Teilen macht Freude.

Zwanzig Minuten lang saßen wir in unserem privaten Longtailboot, bis dieses wiederholt auf Grund lief. Der Captain machte uns klar, dass wir wegen Niedrigwasserstandes doch die letzten paar Meter zu Fuß zurücklegen sollten. Coole Sache. Zur Prävention von Seeigelstacheln und sonstiger Sticheleien stiegen wir in unsere stählernen Sportstiefel und stapften schnurstracks zum Strand.

Rucksack, Buch, Schokotüte... ich bin gerüstet.

Vor uns erstreckte sich Koh Kai, die Hähnchenhalsinsel. Als Teil eines maritimen Nationalparks von lediglich sechs Menschen bewohnt – eine von ihnen glücklicherweise eine ehemalige Studienkollegin von Kong, welche es uns ermöglichte, vollkommen abseits jeglicher touristischer Aktivitäten zu nächtigen. Exakt das, was man als ansonsten so fleißiger Tour guide an seinen freien Tagen zu finden sucht. ;)

Einsamkeit gesucht. Und gefunden!

Doch auch Koh Kai hatte das Teilen gelernt: Zumindest bei Ebbe, wie wir sie zum Zeitpunkt unserer Ankunft vorfanden, verband eine elysische Sandbank das ansonsten einsame Eiland mit ihren Nachbarinnen Koh Tup und Koh Moh – wer bei so viel Freude auch nur ans Rosten zu denken vermag, der möge das Schmiedsein dann wohl doch besser Anderen überlassen…

Euch fehlt die Schneedecke und das Weihnachtsfeeling im Bild? Mir nicht... *g*

Die sengende Sonne senkte sich zusehends dem hinterhältigen Horizont entgegen, weshalb uns wenig Zeit für besonders ausschweifende Begrüßungsbanalitäten blieb – einen herrlichen Herbsthimmel galt es gebührend in Szene zu setzen.

Na? Ist mir das mit dem in-Szene-setzen gelungen? Sehen eure aktuellen Herbsthimmel ähnlich aus? ;)

Und dieser gab sich mit dem spektakulären Schauspiel des sukzessiven Sonnenunterganges noch lange nicht zufrieden – während er zu unserer Linken den Himmel glutrot erleuchten ließ, bot er uns zu unserer Rechten ein faszinierend-farbenprächtiges Phänomen in Perfektion: Ein kompletter, absolut unterbrechungsfreier Regenbogen ragte aus der anschaulichen Andamansee hinauf, bog sich mathematisch genau um insgesamt 180° und verschwand sodann hinter einer kleinen Insel, auf welcher der Volksmund nun wahrscheinlich einen Kessel voll Gold vermuten würde.

Mal ehrlich - habt ihr schon mal einen ganz kompletten Regenbogen gesehen? Darf man sich da was wünschen?

Aber man weiß ja: Gold allein macht nicht glücklich. Was insofern gar nicht falsch sein kann, da man am Ende des Regenbogens den atemberaubenden Regenbogen selbst ja gar nicht hätte sehen können. Leuchtet ein, oder?

Und wie das leuchtet!

Unfassbar überwältigt von dieser dramatischen Darbietung war ich nach unserer Rückkehr außer zum Abendessen zu nicht mehr viel zu gebrauchen, und legte mich auch als bald auf einem mit einer dünnen Decke gepolsterten Boden zum Schlafen nieder. Djiap, Kongs Freundin, und ihre Mitbewohnerin erklärten sich freundlicherweise bereit, ihr Zimmer mit uns zwei beiden Hübschen zu teilen. Und wiederum bescherte uns das Freude – andernfalls hätte ein zäher Zementuntergrund unsere zarten Gliedmaßen gänzlich zermürbt.

Geschlechtertrennung auch im selben Zimmer: Die ladies links, ich rechts.

Zusätzlich zu Djiap und ihrer Mitbewohnerin hausten drei weitere Angestellte sowie eine achtmonatige alte Tochter auf Koh Kai – was mich zum einzigen Nicht-Thai machte! Wie geil ist das denn bitte? Ein lange herbeigesehnter Wunsch ging in Erfüllung – zwei Nächte an einem Ort, welcher gewöhnlichen Reisenden unter normalen Umständen (zumindest außerhalb der mittäglichen Besuchszeiten) vorenthalten bleibt. Wenn das mit der Tourismusmanagement nichts wird, werde ich Schmied.

Oder ich kaufe mir ein großes Boot und segele in den Sonnenuntergang...

Am nächsten Morgen waren wir verhältnismäßig früh auf den Beinen – gegen späterer Vormittag war eine Bande Urlauber angekündigt, denen es galt, voraus zu sein. Kong und ich spazierten also den Strand im Uhrzeigersinn entlang, erst über Sand, später über Stein und tote Korallen, bis die Sicht auf den Hühnerhals schließlich frei wurde: Ein hochaufragender Sandsteinfelsen, mit hühnerschnabelartigem Aufsatz, dient dieser Insel also als Namensgeber. Nicht gar zu spektakulär, aber immerhin eine gute Begründung, weshalb man sich nun ein fettes Frühstücks-Sandwich verdient habe. Und das wiederum verlieh mir ausreichend Energie, um meiner Gastfamilie ein wenig als Packesel dienlich zu sein.

Was mir keiner sagte: In den Säcken befanden sich Eiswürfel!!! *brrrrr*

Anschließend widmete ich mich meiner Reiselektüre, „Alles Sense“ von Terry Pratchett. Ein etwas absurder Roman, in welchem der Tod höchstpersönlich aufs Getreidefeld in den Ruhestand geschickt wird, was zu diversen Unstimmigkeiten im ansonsten so routinemäßigen Ablauf nach dem gewöhnlichen Ableben ungewöhnlicher Lebewesen führt. Bisweilen recht amüsant, jedoch kein absoluter Brüller – aber dennoch bei Weitem unterhaltsamer als jene fade Versammlung fernostasiatischer Fotofanatiker, welche offensichtlich gerne sich selbst als ihre unfassbarste Urlaubserinnerung in verschiedensten Formaten festzuhalten versuchten.

Ganz so cool sah das leider dann doch nicht aus... ^^

Nachdem der sensible Sensenmann meines Erachtens nach zur Genüge seine scharfe Schneide über sensitive Getreidestängelchen hatte sausen lassen, genehmigte ich mir ein zeitlich nahezu zu vernachlässigendes Nickerchen, von dem mich erst der sanfte Kuss eines ausgefuchsten Tropensturmes wieder zu erwecken vermochte. Leider hatten es bis dahin noch nicht alle Touristen zurück ans Festland geschafft, weshalb wir unseren ohnehin schon spärlich beschnittenen Lebensraum auch noch mit ihnen teilen mussten. Zu viel Freude ist ja dann auch wieder nicht gut, oder?

Wer will solch einen herrlichen Robinson-Crusoe-Verschlag schon teilen?

Nun ja, ich verdaddelte den Nachmittag mit drei süßen, thailändischen Kiddies, die samt ihrer Tanten zu Besuch gekommen waren, und ehe ich mich versah, war auch schon alles wieder vorbei: Der Sturm, die Daddelei sowie die taktlose Terrainteilung mit den Touris. Frieden kehrte wieder ein auf unserer Insel.

Dreaming of paradise... Vielleicht sollte ich gar Fotograf werden?

Kong und ich begaben uns auf unseren allabendlichen Routinespaziergang Richtung Koh Tup und Koh Moh, sammelten unterwegs die heldenhaften Hinterlassenschaften unzurechnungsfähiger Umweltverschmutzer zusammen und verfolgten zwei naseweise Nashornvögel.

Na? Wer kann die Art identifizieren und mir zwei Fakten zu diesem Vogel nennen?

Zurück im Unterschlupf warf man den Generator an, welcher uns bis 10pm mit Elektrizität zu versorgen versprach, und schmiss ein einfaches Deck Karten auf den Tisch. Dazu ein paar Thai Baht als Einsatz pro Kopf, und schon begann eine coole Kartensession, welche mich ein klein wenig an Yussuf und Josef erinnerte, jenes israelische Kartenspiel, welches Julez und ich einst in Bogotá erlernt hatten.

Da ich an der kartenspielbegleitenden Konversation leider nicht allzu viel kommentieren konnte, konzentrierte ich mich auf meine professionelle Pokermiene – mit Erfolg! Als schließlich sämtliche Lichter erloschen, hatte ich mir immerhin satte 200 Baht hinzu verdient. Das sind stattliche fünf Euro. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen. Und manchmal muss man eben auch nicht teilen können. *G*

Ein gemütlicher Samstagabend auf einer einsamen Insel...

Kong und ich saßen noch eine ganze Weile in der Dunkelheit, draußen, an einem Tisch im Sand, wo wir uns in Gedanken verloren, während mildes Meerwasser unsere Füße massierte.

Wieder musste ich am nächsten Morgen erst einmal ohne Frühstück auskommen: Als ich die freigelegte Sandbank entlangzuwandern begann, riefen mich Kong und Djiap von links zu sich herüber. Sie standen inmitten eines vorübergehend trockengelegten Korallenmeeres, beobachteten Vögel, Krabben – und Clownfische!

Nemo! In seiner Annemoneme... ^^ Weiß noch irgendwer, wie Papa Nemo heißt? ;)

Ist das nicht herrlich, wenn man zum Fische fotografieren noch nicht einmal eine Maske geschweige denn einen Schnorchel braucht? Wir genossen praktisch ein begehbares Open-Air-Aquarium – ganz für uns alleine! Freude geteilt durch drei. :)

Djiap links, Kong rechts. Ist doch eindeutig zu erkennen, oder?

Schließlich erblickten wir wieder die ersten Touridampfer am Horizont. Mein Scheibenweltroman näherte sich mit besorgniserregender Beständigkeit dem Ende, und auch der mächtige Schokovorrat war unerklärlicherweise (war’s wohl die Sonne?) zu nahezu nihilierbarer Nichtigkeit dahingeschmolzen. Wir werteten all dies als unmissverständliche Anzeichen, dass unser Aufenthalt sich wohl dem Ende näherte.

Schon verdammt geil, wie sich nach und nach eine Sandbank aus den Fluten erhebt...

Kong organisierte einen Transport auf einem der zahlreichen Speedboote. Schon klasse, wenn man eine Thai sprechende Tourführerin zur Verfügung hat. Und als kleines Extra hielt das Speedboot auf dem Rückweg sogar noch kurz in der Railey-Bucht an – allerdings auch wieder lange genug, bis ein rücksichtsloser Regenschauer uns alle bis auf die Badebuchse eingenässt hatte. Hartes Schicksal.

Zurück in Ao Nang gönnte ich mir ein neues T-Shirt sowie ein Chocolate-Luv-McSundae, bevor ich Kong zum Zeitvertreib Kniffel beibrachte. Zwei Runden und einen Besuch beim Obstmann an der Ecke später stand dann auch schon Pi Sam Wahn vor uns, verlud uns in seinen tiefgefrosteten Minivan und düste los Richtung Elefantencamp. Und während er und Kong sich in mir unverständliche Diskussionen verstrickten, bereitete ich mich mental schon mal auf die zahlreichen bevorstehenden, von meinen Arbeitskollegen mit leichtem Augenzwinkern hervorgebrachten Fragen vor, inwiefern wir zwei uns in den vergangenen 72 Stunden wohl unser gemeinsames Glück geschmiedet hätten…

4 comments:

  1. Jo Alta.. Schmied. Jetzt guckste dir mal auf Bild 5 von oben die rechte obere Ecke an - ich erkenne da ohne Zweifel einen verschmitzt lächelnden Weihnachtsmann!!!
    Wie sich nun euer Glück geschmiedet hat, das würde mich auch sehr interessieren :-)
    Und was deine Herausfoderung bezüglich dieses Naseweis-vogels angeht - frag mich in 5 Jahren nochmal!!!

    <3

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  2. This comment has been removed by the author.

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  3. Gagnam Style!
    Boooooooaaaaaah, geile Bilder!
    da chief

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  4. Habe auch Interesse an einem halben Hähnchenhals! Gruß, die Ursel

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