Tuesday, December 11, 2012

Ein bisschen Thai


Thai ist mit Sicherheit keine einfache Sprache. Bisweilen aber eine sehr lustige. Ich amüsiere mich immer noch köstlich, wenn manche meiner Kolleginnen mich zur Begrüßung entengleich anquaken wie einstmals mein geliebter Lehrer des Rechnungswesens, bevor er vergeblich versuchte, mir den Unterschied zwischen Abschreiben und Abschreibungen zu erklären... ;)

Das ist aber natürlich nur lieb gemeint. Und ich darf das auch. Schließlich machen sich meine Kollegen oft genug über mich lustig, wenn mir mal wieder die Aussprache soeben neu erworbener Kenntnisse ein wenig misslingt. Und das passiert nicht gar zu selten.

In Thai gibt es fünf verschiedene Intonationsoptionen. Ob man also z.B. das Wort „khao“ wie eine Frage, ein Wort am Satzende, einen Befehl oder in der Tonlage von Dieter Bohlen zu Zeiten Modern Talkings hervorbringt, so redet man entweder von Reis, einem Berg, neuen Schuhen oder der Schwiegermutter. So ungefähr. Und gerade, wenn man betonen möchte, wie lecker doch der Reis schmecke, sind besonders die letzteren beiden Optionen in der Tat ausreichend Gesprächs- und Erheiterungsmaterial für den Rest der Woche… ^^

Das Problem ist, dass ich offensichtlich ein riesiges Manko in Sachen Gehörfeinfühligkeit besitze. Für mich klingen meist sämtliche Optionen gleich. Und auch, wenn mir jemand etwas vorspricht, was ich, meines Erachtens, einhundert Prozent exakt gleich und absolut akzentfrei nachäffe, so bedarf es meist doch noch zahlreicher, weiterer Versuche (welche in meinen Ohren natürlich wieder exakt gleich klingen), bis meine Lehrerinnen sich mit mir zufrieden geben. Oder sind sie meist einfach nur entnervt von der Unfähigkeit des Farangs und geben auf?

Es begann alles so simpel:

Kollegin Bua: „Sawwadiii khrapp.“ Guten Tag. „Sabai diii mai?“ Wie geht es dir? (Das Fragezeichen am Ende signalisiert übrigens keine Frage. Das „mai“ signalisiert die Frage. Das Fragezeichen schreibe ich nur, damit ihr die richtige Intonation trefft. *g*)

Antwort Chris: „Sabai diii“. Gut. „Lakunna?“ Und dir?

Getuschel. Gekicher. Gelächter. Und dann der vielsagende Hinweis: „Das darfst du nur Bamboo (der dienstältesten Tour Guide) sagen.“

Ich verstand nur Bahnhof. Doch zum Glück war der Zug noch nicht ganz abgefahren. Man erklärte mir, dass Bamboo offensichtlich ein Auge auf mich geworfen habe. Obwohl mich hinterhältig ein stählernes Andreaskreuz zu verprügeln begann, bimmelten die Glocken noch immer nicht ganz. Man erläuterte mir weiter: „Was du sagen wolltest – wahrscheinlich (?) – ist „Lä-u kunn la“. Mit deiner stümperhaften Aussprache hast du Bua allerdings gerade deine ewig währende Liebe gestanden…“

Tja. So schnell kann das gehen. Ring an den Finger, Kinder in die Wiege, Haus in den Dschungel, alt werden, fertig. *bumm* Und das lediglich, weil ich beim Anwenden einer alltäglichen Redefloskel gepatzt hatte.

Ein Glück, dass meine Kollegen geduldig mit mir waren. Und es immer noch sind. Ich durfte meinen Antrag an Bua zurückziehen, fragte Bamboo vorübergehend nicht nach ihrem Befinden und beschloss, die nächste Thai-Stunde auf den folgenden Tag zu verlegen. Ein paar Worte, ein paar Sätze, Stück für Stück wird es besser.

Inzwischen kann ich mich tatsächlich schon ein bisschen unterhalten. Camp-Angelegenheiten. Ob ich HaHa sehen darf. Ob der Trip Spaß gemacht hat. Ob das Essen schmeckt. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Buddhas hier alle aus Gold („tooong“, mit langem „o“) oder eben doch schwanger („tooooong“, mit längerem „o“) sind. Man versichert mir zwar regelmäßig, dass der Unterschied doch genau so leicht verständlich sei wie die Barchefin Pui (ausgewachsen und zarte 40kg schwer) eben nicht „puui“ („fett“) sei, aber für mich klingt das alles wie Kartoffelbrei und Katofflbrai. Und, mal ehrlich: Gerade bei manchen Buddha-Statuen kann man sich ja nicht so ganz sicher sein, ob es eventuell bei der Erfindung der Sprache nicht auch bereits zu Verwechslungen gekommen ist, oder? ;)

Aber egal. Übung macht den Meister. Also schreibe ich täglich ein paar Worte mehr in mein Notizbüchlein, lobe den Fahrer ob seiner tollen Fahrkünste, den Barchef ob seiner Spendierlaune und erkundige mich bei der süßen Köchin, ob sie denn einen Freund habe. (Jaja – an Schokobrownies kommen will gelernt sein… *g*)

Alles in allem geht es mir super, die Gäste finden mich toll und meine Thai-Kolleginnen mich noch viel toller. Das ist verständlich. Ich bin ja auch echt ein toller Typ. Wenigstens etwas, was ich hier verstehe… :D

In diesem Sinne: Tschörgänn mai! CU later! Pom rack kunn! Ich liebe euch!

Liebe Grüße, der Chris

Anm. d. Red.: Wenn ihr euch jetzt fragt, warum „Pom rack kunn“ und „Lakunna“ beide was mit Liebe zu tun haben, hier die Erklärung: „Kunn“ heißt „dich“ oder „euch“, „Rack“ bedeutet „Liebe“. Jenes tragische Missverständnis, welches mich um ein Haar mein Singledasein gekostet hätte, rührte also lediglich daher, dass Thais kein „R“ sprechen können, und das, ähnlich wie Chinesen, durch Substitution mittels „L“ zu vertuschen versuchen.

*ha* Wer hat denn nun die stümperhafte Aussprache hier? *hahaha*

1 comment:

  1. Aber wieso setzt du denn nun bei Cu later ein mai als Fragezeichen hinten an den Satz? Sollen wir darauf antworten??? Ich bin doch sehr froh, mich nur mit den Wortverwechslungen der Anatomischen Alltagssprache und nicht mit der thailändischen herumschlagen zu müssen ;-)

    In dem Sinn: Lakuunnaa (oder was heißt das jetzt? :-D )
    Love, Swesti

    ReplyDelete