Thai ist mit Sicherheit keine einfache Sprache.
Bisweilen aber eine sehr lustige. Ich amüsiere mich immer noch köstlich, wenn
manche meiner Kolleginnen mich zur Begrüßung entengleich anquaken wie einstmals
mein geliebter Lehrer des Rechnungswesens, bevor er vergeblich versuchte, mir
den Unterschied zwischen Abschreiben und Abschreibungen zu erklären... ;)
Das ist aber natürlich nur lieb gemeint. Und ich
darf das auch. Schließlich machen sich meine Kollegen oft genug über mich
lustig, wenn mir mal wieder die Aussprache soeben neu erworbener Kenntnisse ein
wenig misslingt. Und das passiert nicht gar zu selten.
In Thai gibt es fünf verschiedene
Intonationsoptionen. Ob man also z.B. das Wort „khao“ wie eine Frage, ein Wort
am Satzende, einen Befehl oder in der Tonlage von Dieter Bohlen zu Zeiten Modern
Talkings hervorbringt, so redet man entweder von Reis, einem Berg, neuen
Schuhen oder der Schwiegermutter. So ungefähr. Und gerade, wenn man betonen
möchte, wie lecker doch der Reis schmecke, sind besonders die letzteren beiden
Optionen in der Tat ausreichend Gesprächs- und Erheiterungsmaterial für den
Rest der Woche… ^^
Das Problem ist, dass ich offensichtlich ein
riesiges Manko in Sachen Gehörfeinfühligkeit besitze. Für mich klingen meist
sämtliche Optionen gleich. Und auch, wenn mir jemand etwas vorspricht, was ich,
meines Erachtens, einhundert Prozent exakt gleich und absolut akzentfrei
nachäffe, so bedarf es meist doch noch zahlreicher, weiterer Versuche (welche
in meinen Ohren natürlich wieder exakt gleich klingen), bis meine Lehrerinnen
sich mit mir zufrieden geben. Oder sind sie meist einfach nur entnervt von der
Unfähigkeit des Farangs und geben auf?
Es begann alles so simpel:
Kollegin Bua: „Sawwadiii khrapp.“ Guten Tag. „Sabai
diii mai?“ Wie geht es dir? (Das Fragezeichen am Ende signalisiert übrigens
keine Frage. Das „mai“ signalisiert die Frage. Das Fragezeichen schreibe ich
nur, damit ihr die richtige Intonation trefft. *g*)
Antwort Chris: „Sabai diii“. Gut. „Lakunna?“ Und
dir?
Getuschel. Gekicher. Gelächter. Und dann der
vielsagende Hinweis: „Das darfst du nur Bamboo (der dienstältesten Tour Guide)
sagen.“
Ich verstand nur Bahnhof. Doch zum Glück war der
Zug noch nicht ganz abgefahren. Man erklärte mir, dass Bamboo offensichtlich
ein Auge auf mich geworfen habe. Obwohl mich hinterhältig ein stählernes
Andreaskreuz zu verprügeln begann, bimmelten die Glocken noch immer nicht ganz.
Man erläuterte mir weiter: „Was du sagen wolltest – wahrscheinlich (?) – ist „Lä-u
kunn la“. Mit deiner stümperhaften Aussprache hast du Bua allerdings gerade
deine ewig währende Liebe gestanden…“
Tja. So schnell kann das gehen. Ring an den
Finger, Kinder in die Wiege, Haus in den Dschungel, alt werden, fertig. *bumm* Und
das lediglich, weil ich beim Anwenden einer alltäglichen Redefloskel gepatzt
hatte.
Ein Glück, dass meine Kollegen geduldig mit mir
waren. Und es immer noch sind. Ich durfte meinen Antrag an Bua zurückziehen,
fragte Bamboo vorübergehend nicht
nach ihrem Befinden und beschloss, die nächste Thai-Stunde auf den folgenden
Tag zu verlegen. Ein paar Worte, ein paar Sätze, Stück für Stück wird es
besser.
Inzwischen kann ich mich tatsächlich schon ein
bisschen unterhalten. Camp-Angelegenheiten. Ob ich HaHa sehen darf. Ob der Trip
Spaß gemacht hat. Ob das Essen schmeckt. Aber ich bin mir immer noch nicht
sicher, ob die Buddhas hier alle aus Gold („tooong“, mit langem „o“) oder eben
doch schwanger („tooooong“, mit längerem „o“) sind. Man versichert mir zwar regelmäßig,
dass der Unterschied doch genau so leicht
verständlich sei wie die Barchefin Pui (ausgewachsen und zarte 40kg schwer)
eben nicht „puui“ („fett“) sei, aber für mich klingt das alles wie
Kartoffelbrei und Katofflbrai. Und, mal ehrlich: Gerade bei manchen Buddha-Statuen
kann man sich ja nicht so ganz sicher sein, ob es eventuell bei der Erfindung
der Sprache nicht auch bereits zu Verwechslungen gekommen ist, oder? ;)
Aber egal. Übung macht den Meister. Also schreibe
ich täglich ein paar Worte mehr in mein Notizbüchlein, lobe den Fahrer ob
seiner tollen Fahrkünste, den Barchef ob seiner Spendierlaune und erkundige
mich bei der süßen Köchin, ob sie denn einen Freund habe. (Jaja – an Schokobrownies
kommen will gelernt sein… *g*)
Alles in allem geht es mir super, die Gäste finden
mich toll und meine Thai-Kolleginnen mich noch viel toller. Das ist verständlich.
Ich bin ja auch echt ein toller Typ. Wenigstens etwas, was ich hier verstehe…
:D
In diesem Sinne: Tschörgänn mai! CU later! Pom
rack kunn! Ich liebe euch!
Liebe Grüße, der Chris
Anm. d. Red.: Wenn ihr euch jetzt fragt, warum „Pom
rack kunn“ und „Lakunna“ beide was mit Liebe zu tun haben, hier die Erklärung: „Kunn“
heißt „dich“ oder „euch“, „Rack“ bedeutet „Liebe“. Jenes tragische
Missverständnis, welches mich um ein Haar mein Singledasein gekostet hätte,
rührte also lediglich daher, dass Thais kein „R“ sprechen können, und das,
ähnlich wie Chinesen, durch Substitution mittels „L“ zu vertuschen versuchen.
*ha* Wer hat denn nun die stümperhafte Aussprache
hier? *hahaha*
Aber wieso setzt du denn nun bei Cu later ein mai als Fragezeichen hinten an den Satz? Sollen wir darauf antworten??? Ich bin doch sehr froh, mich nur mit den Wortverwechslungen der Anatomischen Alltagssprache und nicht mit der thailändischen herumschlagen zu müssen ;-)
ReplyDeleteIn dem Sinn: Lakuunnaa (oder was heißt das jetzt? :-D )
Love, Swesti