Nicht, dass ich mich in den vergangenen Tagen
komplett überarbeitet hätte – aber die Idee, mal wieder in aller Ruhe die
Konsistenz von Sand am Meer zu untersuchen, konnte ich schon gut heißen. Also
willigte ich ein, mich von einem Fahrer nach Ao Nang bringen zu lassen.
Nach wenigen Minuten war ein günstiges Hostel
lokalisiert worden, und ich begab mich an den Strand, Massagesalons zählen. 1,
2, 3, 4… kein Scherz, da stand ein Salon direkt neben dem nächsten! Insgesamt
waren es 20! Und aus mindestens fünfzehn heraus wurde ich von mehr oder minder
hübschen Damen angesprochen, ob ich armer, sicherlich vom Stress geplagter
Farang nicht eine entspannende Thai Massage gebrauchen könnte… ich frage mich,
wie derart viele Salons alle überleben können! Der Touristenansturm schien sich
in Grenzen zu halten, und allein von zwei Monaten Arbeit in den Hauptmonaten
Dezember und Januar können die ladies doch unmöglich das komplette Jahr über
ihren Lebensunterhalt bestreiten, oder?
Über derartige Mysterien grübelnd merkte ich gar
nicht, wie die Zahl der Sonnenanbeter nach und nach ausdünnte, bis ich mich am
Ende des Strandes nahezu ganz allein wieder fand. Ganz allein? Nein! Eine Horde
aufgeweckter Primaten entschied sich, mir Gesellschaft zu leisten und nebenher
für mein Entertainment zu sorgen! Was haben wir doch für coole Vorfahren…
Kokosnuss auf und auf den Baum rauf... |
Nachdem ich ihnen ein wenig beim Rumalbern,
Kokosnussbalancieren und Machtkämpfchen austragen zugesehen hatte, beschloss
ich, meinen harten, weiten Heimweg anzutreten…
Willkommen am Ao Nang Strand. Ist noch genug Platz für euch! ;) |
Weiter ging’s die Shoppingmeile entlang. Einen frisch
produzierten, 75c-teuren Fruitshake schlürfend ließ sich auch ein
erfrischender, tropischer Regenschauer problemfrei überleben, bis sich Hunger
im Magen breit machte. Also ab zum Inder, Spinatspaghetti essen. Und sich
nebenher in die bildhübsche Thai-Lady auf der anderen Straßenseite verlieben.
Auch sie macht Werbung – für einen Massagesalon, was auch sonst.
Der Kellner ist ein junger, sehr freundlicher und
durchaus gesprächiger Inder, der auf eine gutaussehende, nette und gut betuchte
Europäerin hofft, die ihn heiraten und mit in ihr Heimatland nehmen solle. Wie
ein Wahnsinniger möchte er im gelobten Europa schuften, um regelmäßig Geld an
seine Familie in Goa senden zu können – im Moment verdient er trotz 80-100
Arbeitsstunden pro Woche gerade einmal 12.000 Thai Baht im Monat. Das sind 300
€. Davon bleibt für einen Banktransfer nicht viel übrig…
Einmal mehr schleicht er sich von hinten an, während
ich also vor mich hin sinniere, ob ich wohl lieber eine Rücken- oder eine
Fußreflexzonenmassage in Anspruch nehmen sollte, und reißt mich gefühlskalt aus
meinen Träumen: „Brauchst du seine Nummer? Soll ich dir einen guten Preis bei
ihm raushandeln? Ich kenne ihn gut…“ Kurz verdattert, von wem er wohl sprechen
könnte, folge ich seinem wissenden Blick auf die andere Straßenseite, und die
Illusion zarter Frauenhände zur Lösung meiner verspannten Muskelpartien
verschwindet ebenso fluchtartig wie mein Glaube an meine fehlerfreie
Menschenkenntnis… ^^
Niedergeschlagen verlasse ich das Restaurant, allerdings
nicht, ohne meinem neuen Freund viel Erfolg bei der weiteren Suche zu wünschen.
Ich werde ihn wieder besuchen gehen, wenn ich das nächste Mal in Ao Nang bin.
Nach dieser Schlappe brauche ich Schokolade. Und
Eis. Am Besten kombiniert. McDonald’s hilft weiter: Einen Euro später genieße
ich sichtlich entspannter meinen McFlurry Choco Luv, während ich den Nachtmarkt
an der einzigen wirklichen Straße Ao Nangs entlang schlendere.
Der Abend war kurz, der Morgen kam schnell. Und
mit ihm eine kleine Shoppingtour, die tatsächlich mit dem Erfolgserlebnis einer
erstklassigen Badeshorts zum gewünschten Preis endete. Glücklich und beseelt
konnte ich auschecken und zu meinem Fahrer in den Van steigen, wo das nächste
Kapitel von Alex Garlands„The Beach“ auf mich wartete. Die perfekte Reiselektüre
für Thailandreisende. Und so fühlte ich mich auch: Frei, ungezwungen,
abenteuerlustig – nur eben in einem klimatisierten Minivan auf dem Rückweg ins Elefantencamp anstatt in einem von Wellen gepeitschten Longtailboat auf der Suche nach einer einsamen Lagune...
Ob die Insel im Hintergrund wohl bewohnt ist? Wer findet es mit mir zusammen raus? :) |
P.S.: Happy birthday an meinen allerbesten Südamerika (und vielleicht auch Süd-Ost-Asien?) Reisepartner und Freund Julez! 25 zu sein ist ziemlich cool... ;)
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