Saturday, November 3, 2012

Mein erster, freier Tag


Nicht, dass ich mich in den vergangenen Tagen komplett überarbeitet hätte – aber die Idee, mal wieder in aller Ruhe die Konsistenz von Sand am Meer zu untersuchen, konnte ich schon gut heißen. Also willigte ich ein, mich von einem Fahrer nach Ao Nang bringen zu lassen.

Nach wenigen Minuten war ein günstiges Hostel lokalisiert worden, und ich begab mich an den Strand, Massagesalons zählen. 1, 2, 3, 4… kein Scherz, da stand ein Salon direkt neben dem nächsten! Insgesamt waren es 20! Und aus mindestens fünfzehn heraus wurde ich von mehr oder minder hübschen Damen angesprochen, ob ich armer, sicherlich vom Stress geplagter Farang nicht eine entspannende Thai Massage gebrauchen könnte… ich frage mich, wie derart viele Salons alle überleben können! Der Touristenansturm schien sich in Grenzen zu halten, und allein von zwei Monaten Arbeit in den Hauptmonaten Dezember und Januar können die ladies doch unmöglich das komplette Jahr über ihren Lebensunterhalt bestreiten, oder?

Über derartige Mysterien grübelnd merkte ich gar nicht, wie die Zahl der Sonnenanbeter nach und nach ausdünnte, bis ich mich am Ende des Strandes nahezu ganz allein wieder fand. Ganz allein? Nein! Eine Horde aufgeweckter Primaten entschied sich, mir Gesellschaft zu leisten und nebenher für mein Entertainment zu sorgen! Was haben wir doch für coole Vorfahren…

Kokosnuss auf und auf den Baum rauf...
Nachdem ich ihnen ein wenig beim Rumalbern, Kokosnussbalancieren und Machtkämpfchen austragen zugesehen hatte, beschloss ich, meinen harten, weiten Heimweg anzutreten…

Willkommen am Ao Nang Strand. Ist noch genug Platz für euch! ;)
Weiter ging’s die Shoppingmeile entlang. Einen frisch produzierten, 75c-teuren Fruitshake schlürfend ließ sich auch ein erfrischender, tropischer Regenschauer problemfrei überleben, bis sich Hunger im Magen breit machte. Also ab zum Inder, Spinatspaghetti essen. Und sich nebenher in die bildhübsche Thai-Lady auf der anderen Straßenseite verlieben. Auch sie macht Werbung – für einen Massagesalon, was auch sonst.

Der Kellner ist ein junger, sehr freundlicher und durchaus gesprächiger Inder, der auf eine gutaussehende, nette und gut betuchte Europäerin hofft, die ihn heiraten und mit in ihr Heimatland nehmen solle. Wie ein Wahnsinniger möchte er im gelobten Europa schuften, um regelmäßig Geld an seine Familie in Goa senden zu können – im Moment verdient er trotz 80-100 Arbeitsstunden pro Woche gerade einmal 12.000 Thai Baht im Monat. Das sind 300 €. Davon bleibt für einen Banktransfer nicht viel übrig…

Einmal mehr schleicht er sich von hinten an, während ich also vor mich hin sinniere, ob ich wohl lieber eine Rücken- oder eine Fußreflexzonenmassage in Anspruch nehmen sollte, und reißt mich gefühlskalt aus meinen Träumen: „Brauchst du seine Nummer? Soll ich dir einen guten Preis bei ihm raushandeln? Ich kenne ihn gut…“ Kurz verdattert, von wem er wohl sprechen könnte, folge ich seinem wissenden Blick auf die andere Straßenseite, und die Illusion zarter Frauenhände zur Lösung meiner verspannten Muskelpartien verschwindet ebenso fluchtartig wie mein Glaube an meine fehlerfreie Menschenkenntnis… ^^

Niedergeschlagen verlasse ich das Restaurant, allerdings nicht, ohne meinem neuen Freund viel Erfolg bei der weiteren Suche zu wünschen. Ich werde ihn wieder besuchen gehen, wenn ich das nächste Mal in Ao Nang bin.

Nach dieser Schlappe brauche ich Schokolade. Und Eis. Am Besten kombiniert. McDonald’s hilft weiter: Einen Euro später genieße ich sichtlich entspannter meinen McFlurry Choco Luv, während ich den Nachtmarkt an der einzigen wirklichen Straße Ao Nangs entlang schlendere.

Der Abend war kurz, der Morgen kam schnell. Und mit ihm eine kleine Shoppingtour, die tatsächlich mit dem Erfolgserlebnis einer erstklassigen Badeshorts zum gewünschten Preis endete. Glücklich und beseelt konnte ich auschecken und zu meinem Fahrer in den Van steigen, wo das nächste Kapitel von Alex Garlands„The Beach“ auf mich wartete. Die perfekte Reiselektüre für Thailandreisende. Und so fühlte ich mich auch: Frei, ungezwungen, abenteuerlustig – nur eben in einem klimatisierten Minivan auf dem Rückweg ins Elefantencamp anstatt in einem von Wellen gepeitschten Longtailboat auf der Suche nach einer einsamen Lagune...

Ob die Insel im Hintergrund wohl bewohnt ist?
Wer findet es mit mir zusammen raus? :)

P.S.: Happy birthday an meinen allerbesten Südamerika (und vielleicht auch Süd-Ost-Asien?) Reisepartner und Freund Julez! 25 zu sein ist ziemlich cool... ;)

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