Es kam, wie es kommen musste: Nach erschöpfenden
drei zusammenhängenden Arbeitstagen erhielt ich endlich eine mir wohlverdiente
Auszeit. Drei Nächte in Phuket! :D
Lustigerweise hatte Steffi zeitgleich frei, und so
saßen wir beide mittwochmittags im Van mit unseren Gästen auf dem Weg Richtung
Halbinsel. Nach einem exzessiven Shoppingtrip durch einen superwestlichen
Supermarkt (inkl. Brot, Käse, TimTams etc.) ließen wir uns in Phuket City
absetzen. Ursprünglich angedacht war eine Nacht im OnOn Hostel gewesen, jener
Ort, an welchem einst Leonardo diCaprio für die Dreharbeiten von „The Beach“ umherschlich.
Allerdings stellte sich heraus, dass dieses Hostel inzwischen leider seine
Pforten geschlossen hat, und so fanden wir uns eine andere Backpackerherberge
für 5 € pro Nacht und Nase – top ausgestattet mit WLAN, Computern sowie einer
riesigen DVD-Sammlung. Klarer Fall: Wir warfen „The Beach“ in den Player verfolgten das Abenteuer auf einem
massiven Flatscreen-TV. Nobel geht die Welt zu Grunde.
Des Abends informierte uns Kong, eine
thailändische Arbeitskollegin, über ihren aktuellen Standort in der Stadt. Wir
marschierten los, um sie und ihre Kollegen nicht komplett alleine im Nachtleben
untergehen zu lassen. :)
Ein weiser Move. Mit ortskundigen Menschen weggehen
ist sowieso niemals ganz falsch… wir endeten in einem Nachtclub mit
thailändischer Liveband, 70% einheimischem Publikum sowie gratis „Snacks“
(Tintenfisch, Salat, Gemüse etc.) zu den Getränken. Essen ist halt doch ein
sehr wichtiger Bestandteil der hiesigen Kultur – sogar, wenn’s eigentlich ums
Trinken geht…
Links außen Steffi, rechts am Rand ein bekennender Ladyboy - unverkleidet. ;) |
Gar zu lang wurde die Nacht allerdings nicht, Steffi & ich hatten uns des Nachmittags kurz entschlossen zu einem Trip nach Koh Raja entschieden, einer Insel, die uns laut Hochglanzprospekt mit einem paradiesischen, menschenleeren, palmenbestandenen Sandstrand erwartete.
So ungefähr hätte das laut Prospekt aussehen sollen... |
Seltsamerweise schien dieses Hochglanzprospekt auch in die Hände anderer Reisender gelangt zu sein. Unser anfangs noch persönlicher Chauffeur sammelte im Laufe des Morgens noch ca. 12 weitere Fahrgäste auf, um so gut es ging auch den letztmöglichen Sitzplatz noch zu voll zu packen. Zusammen mit vier weiteren Minivans erreichten wir den Pier, an welchem wir allesamt in das gleiche Speedboat gezwängt wurden, um nach ca. 45 Minuten Sardinenfeeling endlich an einem Strand abgesetzt zu werden, welchen man für das Hochglanzprospekt wohl noch ordentlich mit Photoshop hat nachbearbeiten müssen…
So ungefähr sah es abseits des Prospektes aus. |
Liegestühle zierten den paradiesischen, jedoch keineswegs menschenleeren Sandstrand, ein Großteil des Palmenbestandes hatte einem mächtigen Nobelresort weichen müssen. Das Wasser, so türkisblau und glasklar und tropisch warm es auch sein mochte, der mächtige Touristenschwarm sowie eine Armada aus Yachten und Longtail- sowie Speedbooten nahmen ihm tatsächlich ein wenig den Reiz. Ansatzweise fühlte ich mich an jenes Erlebnis auf Koh Phi Phi erinnert, als mich vor fünf Jahren eine ähnliche Realität ganz sachte mit einem verhärteten Baseballschläger veilchenblau prügelte…
Was machen die ganzen Leute in meinem Meer? |
Nach einer guten Stunde der Erholung sowie dem gekonnten Fotografieren einsamster Verhältnisse…
*ha* Sieht doch echt idyllisch einsam aus, oder? ;) |
…rief unsere Tourleiterin uns alle zusammen, um mit dem Speedboat bislang unerforschte Tiefseegebiete zu erkunden. Oder so.
Eine knappe halbe Stunde später schnorchelten wir
mit der Besatzung vier weiterer Schnellboote über toten Korallen, umringt von
hunderten nahezu domestizierter Fische, welche uns um jenes Brot anbettelten,
welches man vorab an Bord für 20 Baht hatte kaufen können. Natur pur.
Ich ließ mich ein wenig von der Touritraube
forttreiben, um in aller Seelenruhe meine eigenen Spielgefährten zu finden. Mit
dabei: Diverse Regenbogenfische, zahlreiche Zebrafische, ein neugieriger Nager,
der meinen großen Zeh mit etwas
Genießbarem verwechselte sowie eine Plastiktüte, aus der Minuten zuvor noch ein
japanisches Pärchen Brotkrumen an die versammelte Flossenverwandschaft
verfüttert hatte. Grimmig ergriff ich letztere und kletterte schließlich zurück
an Bord unserer schwimmenden Sardellenbüchse, die uns zum Mittagessen zur
Ostseite der Insel beförderte. Und plötzlich erhellte sich mein mieslauniges
Gemüt.
So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt! |
Am Strand, welchen wir betraten, stand kein einziger Liegestuhl.
Palmen: Check. Sandstrand: Check. Touris: Uncheck. |
Das Restaurant, welches wir besuchten, befand sich nur 200m weiter, fernab aller Resorts. Und der Strand, welcher sich vor jenem Restaurant erstreckte, entsprach endlich meinen bislang hoffnungslos enttäuschten Erwartungen. Sonnenbeschienener Sand, glasklar glitzernde Wellen, kaum Nerv tötende Touristen. Hier würde es sich leben lassen.
Ein paar wenige Liegestühle sind noch frei. Freiwillige? |
Nach ausgiebiger Buffetverköstigung und einer kurzen Fotosession beschlagnahmte ich einen der vier Liegestühle und begann ein hochdramatisches Herumdösen, der fantastische Film meiner gedämpften Gedanken meisterhaft untermalt mittels meditativer Meeresmusik.
Steffi stiefelte schon mal voraus, zurück über die
Insel zum Touristrand, während ich meine Gedanken vor Allem auf eines
fokussierte: Nichts.
Some might say I'm a dreeeaaamer... |
Tatsächlich schaffte ich das auch recht erfolgreich, bis plötzlich irgendwo in diesem Nichts drei 200 PS starke Yamaha-Motoren aufröhrten, und mein unfassbar schnell schaltendes Hirn innerhalb von Sekundenbruchteilen begriff, dass ich eventuell aufbrechen sollte, wenn ich nicht zum Robinson Crusoe der Neuzeit avancieren wollte. (Okay, auf so einer überbevölkerten Insel schwer möglich, aber ihr versteht, was ich meine. Oder?)
*uff* Glück gehabt. Sind doch noch nicht alle Boote weg... |
Also, aufgerafft, Handtuch geschnappt, losgestratzt – da ruft mich eine Thai lady zurück. Muss ich noch eine Rechnung begleichen? Zahlt der Letzte für die anderen Gäste das Buffet?
Nein. Natürlich nicht. Ganz Thai-like wies sie
mich darauf hin, dass Laufen ja nun echt unangebracht sei, und ich außerdem
viel zu spät dran. Sie würde mir kurz ein Taxi rufen. Das gehe aufs Haus. Weil
ich so ein knackiger Knabe bin. Oder so. :D (Ja, okay, vielleicht auch einfach, weil
dieses Restaurant gratis Transferservice anbietet, um Touristen anzulocken,
aber…)
Also, zurück zum Touristrand, zurück ins
Touriboot, zurück zum Tourifestland, zurück in den Tourivan zurück in die
Touristadt, zurück ins Touribackpackerhostel.
Sonnenbrand hatten wir beide. Genossen haben wir
den Strand auch. Steffi den einen, ich den anderen. Im Endeffekt also schon ein
durchaus gelungener Trip (zumal wir auf Grund großartiger Connections lediglich den Agenturpreis hinblättern mussten - wieder 62% gespart *g*). Das musste man mit einer Coca-Cola mit Kong und
ihrer Freundin feiern. Hoch die Flaschen! :)
Kong links, Freundin in der Mitte, rechts ein italienischer Marine. |
Am Folgetag gab es noch mal einen großartigen Tourischocker: Ab an die Westküste. Patong Beach. 2km feinster Sandstrand, veredelt mit vier durchgehenden Reihen von Liegestühlen, bevölkert von zahlreichen, plumpfaulen Sonnenanbetern. Da ging ich lieber ein wenig shoppen…
Und dann noch eine graue Wolke! Also echt... |
Hernach nach Chalong. Kong hatte uns da ein Hostel gebucht. Nahe dem Hauptquartier, damit wir morgen früh um 7am am Büro sein konnten – ein Van würde uns direkt nach Takua Pa bringen, wo wir gleich mal Gäste entertainen sollten.
Ich entstieg dem Van, überquerte die Straßenseite,
betrat die Hofeinfahrt des Hostel – und traute meinen Augen nicht. Stand ich
ohne Spaß in der exakt gleichen Einfahrt, welche ich vor ziemlich exakt 59
Monaten das erste und bislang letzte Mal betreten hatte – statt meiner
Arbeitskollegin Steffi mit meiner damaligen Freundin Easy an meiner Seite. Wie
klein ist die Welt denn bitte? Übercool! :)
Easy, erinnerst du dich an den Tempel da hinten? |
Nach einigen euphorischen Anfällen, zahlreichen Fotos und einem Blick zur Vergewisserung aus dem 4. Stock schafften wir es nach einer kurzen Dusche dann wieder an die Straße. Kong und ein paar Kumpels holten uns ab, wir fuhren an einen Strand, kauften bei den Fischern einen Haufen Muscheln und Fische, zogen in ein nahegelegenes Restaurant und baten den Chef dort, die soeben erstandene Ware für uns zuzubereiten.
Barbara, Om und ihr Mann Rainer gesellten sich zu
uns, und es ward ein lustiger Abend in trauter Runde. Zu schade, dass es für
nun der letzte sein würde… und ebenfalls schade, dass der Wecker am kommenden
Morgen so früh zu klingeln hatte – sonst wären wir nicht nur im Restaurant die
letzten Gäste gewesen… ^^
Ganz vorne Om, rechts daneben Rainer. Coole Crew! :) |
Welch Zufälle das Leben doch bereit hat...nach 59 Monaten...Sagenhaft.
ReplyDeleteReserviere mir doch mal einen Liegestuhl unter einer Palme....aber dann bin ich ja auch so ein Touri...Genieße es, wünscht Dir die Ursel.