Sunday, December 16, 2012

Gefunden

Man ist immer auf der Suche. Wer rastet, rostet, weiß schon der Volksmund. Und was der weiß, weiß ich schon lange. Bisweilen sogar besser. ;)


Auch eine weitere Weisheit  ist weit verbreitet: Wer suchet, der findet. Diese geflügelten Worte würde ich für meinen Teil ebenfalls keineswegs als unwahr abtun. Schließlich ist am Ende meist doch noch jeder seines eigenen Glückes Schmied.

Meine bilderbuchhafte Body-Bräune ist absolut echt. Erhöhte Melaninanzahl auf Grund natürlicher UV-B-Bestrahlung. Hat mit Rost nichts zu tun. Ich raste auch nicht. Ich finde. Und diesmal gab es mal wieder mehr Glück zu finden, als ein gewöhnlicher Schmied verkraften könnte.

Insel! Da ist eine Insel! Und noch dazu eine sehr einsame...

Doch beginnen wir behutsam am Anfang: Vorgestern Nachmittag kehrten Kong und ich gemeinsam von einer reichlich erholsamen Nacht am Cheow Larn Lake zurück. Unsere Gäste dort hatten beschlossen, donnerstags bereits gegen 9pm zu Bette zu ziehen, um am nächsten Morgen auch pünktlich um 6:20am zur Kayaktour auf dem Floße zu stehen. Kong und ich hatten diesen glücklichen Umstand genutzt, um uns weiter meinem maroden Thai zu widmen sowie später fesselnden Filosofien zu verfallen. Als auch wir uns gegen 11:30pm in die Heia begaben, war mit acht Stunden Schlaf nicht mehr zu rechnen, weshalb ich nach dem Kayaktrip und einem ausgiebigen Frühstück am Freitagvormittag noch einmal für zwei Stunden in meinem schwimmenden Zelt verschwand…

Zurückkehren ist eigentlich zu viel gesagt. Wir gingen noch fleißig unseren verantwortungsvollen Aufgaben nach, als wir unsere Gäste am Flughafen in Krabi abgegeben und einige weitere sogar bis nach Ao Nang begleitet hatten. Dort war für uns dann aber auch Endstation: Wir entstiegen dem Van, Kong organisierte ein Boot, und während wir auf dessen Abfahrt warteten, investierten wir das soeben verdiente Trinkgeld in eine Mehrtagesration Schokolade. Als eventuelle Bestechungsgabe omnivorer Ureingeborener oder alternativ zum gemeinsamen Verzehr bei prasselndem Lagerfeuer am sternenbeschienenem Sandstrand unserer einsamen Insel. Teilen macht Freude.

Zwanzig Minuten lang saßen wir in unserem privaten Longtailboot, bis dieses wiederholt auf Grund lief. Der Captain machte uns klar, dass wir wegen Niedrigwasserstandes doch die letzten paar Meter zu Fuß zurücklegen sollten. Coole Sache. Zur Prävention von Seeigelstacheln und sonstiger Sticheleien stiegen wir in unsere stählernen Sportstiefel und stapften schnurstracks zum Strand.

Rucksack, Buch, Schokotüte... ich bin gerüstet.

Vor uns erstreckte sich Koh Kai, die Hähnchenhalsinsel. Als Teil eines maritimen Nationalparks von lediglich sechs Menschen bewohnt – eine von ihnen glücklicherweise eine ehemalige Studienkollegin von Kong, welche es uns ermöglichte, vollkommen abseits jeglicher touristischer Aktivitäten zu nächtigen. Exakt das, was man als ansonsten so fleißiger Tour guide an seinen freien Tagen zu finden sucht. ;)

Einsamkeit gesucht. Und gefunden!

Doch auch Koh Kai hatte das Teilen gelernt: Zumindest bei Ebbe, wie wir sie zum Zeitpunkt unserer Ankunft vorfanden, verband eine elysische Sandbank das ansonsten einsame Eiland mit ihren Nachbarinnen Koh Tup und Koh Moh – wer bei so viel Freude auch nur ans Rosten zu denken vermag, der möge das Schmiedsein dann wohl doch besser Anderen überlassen…

Euch fehlt die Schneedecke und das Weihnachtsfeeling im Bild? Mir nicht... *g*

Die sengende Sonne senkte sich zusehends dem hinterhältigen Horizont entgegen, weshalb uns wenig Zeit für besonders ausschweifende Begrüßungsbanalitäten blieb – einen herrlichen Herbsthimmel galt es gebührend in Szene zu setzen.

Na? Ist mir das mit dem in-Szene-setzen gelungen? Sehen eure aktuellen Herbsthimmel ähnlich aus? ;)

Und dieser gab sich mit dem spektakulären Schauspiel des sukzessiven Sonnenunterganges noch lange nicht zufrieden – während er zu unserer Linken den Himmel glutrot erleuchten ließ, bot er uns zu unserer Rechten ein faszinierend-farbenprächtiges Phänomen in Perfektion: Ein kompletter, absolut unterbrechungsfreier Regenbogen ragte aus der anschaulichen Andamansee hinauf, bog sich mathematisch genau um insgesamt 180° und verschwand sodann hinter einer kleinen Insel, auf welcher der Volksmund nun wahrscheinlich einen Kessel voll Gold vermuten würde.

Mal ehrlich - habt ihr schon mal einen ganz kompletten Regenbogen gesehen? Darf man sich da was wünschen?

Aber man weiß ja: Gold allein macht nicht glücklich. Was insofern gar nicht falsch sein kann, da man am Ende des Regenbogens den atemberaubenden Regenbogen selbst ja gar nicht hätte sehen können. Leuchtet ein, oder?

Und wie das leuchtet!

Unfassbar überwältigt von dieser dramatischen Darbietung war ich nach unserer Rückkehr außer zum Abendessen zu nicht mehr viel zu gebrauchen, und legte mich auch als bald auf einem mit einer dünnen Decke gepolsterten Boden zum Schlafen nieder. Djiap, Kongs Freundin, und ihre Mitbewohnerin erklärten sich freundlicherweise bereit, ihr Zimmer mit uns zwei beiden Hübschen zu teilen. Und wiederum bescherte uns das Freude – andernfalls hätte ein zäher Zementuntergrund unsere zarten Gliedmaßen gänzlich zermürbt.

Geschlechtertrennung auch im selben Zimmer: Die ladies links, ich rechts.

Zusätzlich zu Djiap und ihrer Mitbewohnerin hausten drei weitere Angestellte sowie eine achtmonatige alte Tochter auf Koh Kai – was mich zum einzigen Nicht-Thai machte! Wie geil ist das denn bitte? Ein lange herbeigesehnter Wunsch ging in Erfüllung – zwei Nächte an einem Ort, welcher gewöhnlichen Reisenden unter normalen Umständen (zumindest außerhalb der mittäglichen Besuchszeiten) vorenthalten bleibt. Wenn das mit der Tourismusmanagement nichts wird, werde ich Schmied.

Oder ich kaufe mir ein großes Boot und segele in den Sonnenuntergang...

Am nächsten Morgen waren wir verhältnismäßig früh auf den Beinen – gegen späterer Vormittag war eine Bande Urlauber angekündigt, denen es galt, voraus zu sein. Kong und ich spazierten also den Strand im Uhrzeigersinn entlang, erst über Sand, später über Stein und tote Korallen, bis die Sicht auf den Hühnerhals schließlich frei wurde: Ein hochaufragender Sandsteinfelsen, mit hühnerschnabelartigem Aufsatz, dient dieser Insel also als Namensgeber. Nicht gar zu spektakulär, aber immerhin eine gute Begründung, weshalb man sich nun ein fettes Frühstücks-Sandwich verdient habe. Und das wiederum verlieh mir ausreichend Energie, um meiner Gastfamilie ein wenig als Packesel dienlich zu sein.

Was mir keiner sagte: In den Säcken befanden sich Eiswürfel!!! *brrrrr*

Anschließend widmete ich mich meiner Reiselektüre, „Alles Sense“ von Terry Pratchett. Ein etwas absurder Roman, in welchem der Tod höchstpersönlich aufs Getreidefeld in den Ruhestand geschickt wird, was zu diversen Unstimmigkeiten im ansonsten so routinemäßigen Ablauf nach dem gewöhnlichen Ableben ungewöhnlicher Lebewesen führt. Bisweilen recht amüsant, jedoch kein absoluter Brüller – aber dennoch bei Weitem unterhaltsamer als jene fade Versammlung fernostasiatischer Fotofanatiker, welche offensichtlich gerne sich selbst als ihre unfassbarste Urlaubserinnerung in verschiedensten Formaten festzuhalten versuchten.

Ganz so cool sah das leider dann doch nicht aus... ^^

Nachdem der sensible Sensenmann meines Erachtens nach zur Genüge seine scharfe Schneide über sensitive Getreidestängelchen hatte sausen lassen, genehmigte ich mir ein zeitlich nahezu zu vernachlässigendes Nickerchen, von dem mich erst der sanfte Kuss eines ausgefuchsten Tropensturmes wieder zu erwecken vermochte. Leider hatten es bis dahin noch nicht alle Touristen zurück ans Festland geschafft, weshalb wir unseren ohnehin schon spärlich beschnittenen Lebensraum auch noch mit ihnen teilen mussten. Zu viel Freude ist ja dann auch wieder nicht gut, oder?

Wer will solch einen herrlichen Robinson-Crusoe-Verschlag schon teilen?

Nun ja, ich verdaddelte den Nachmittag mit drei süßen, thailändischen Kiddies, die samt ihrer Tanten zu Besuch gekommen waren, und ehe ich mich versah, war auch schon alles wieder vorbei: Der Sturm, die Daddelei sowie die taktlose Terrainteilung mit den Touris. Frieden kehrte wieder ein auf unserer Insel.

Dreaming of paradise... Vielleicht sollte ich gar Fotograf werden?

Kong und ich begaben uns auf unseren allabendlichen Routinespaziergang Richtung Koh Tup und Koh Moh, sammelten unterwegs die heldenhaften Hinterlassenschaften unzurechnungsfähiger Umweltverschmutzer zusammen und verfolgten zwei naseweise Nashornvögel.

Na? Wer kann die Art identifizieren und mir zwei Fakten zu diesem Vogel nennen?

Zurück im Unterschlupf warf man den Generator an, welcher uns bis 10pm mit Elektrizität zu versorgen versprach, und schmiss ein einfaches Deck Karten auf den Tisch. Dazu ein paar Thai Baht als Einsatz pro Kopf, und schon begann eine coole Kartensession, welche mich ein klein wenig an Yussuf und Josef erinnerte, jenes israelische Kartenspiel, welches Julez und ich einst in Bogotá erlernt hatten.

Da ich an der kartenspielbegleitenden Konversation leider nicht allzu viel kommentieren konnte, konzentrierte ich mich auf meine professionelle Pokermiene – mit Erfolg! Als schließlich sämtliche Lichter erloschen, hatte ich mir immerhin satte 200 Baht hinzu verdient. Das sind stattliche fünf Euro. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen. Und manchmal muss man eben auch nicht teilen können. *G*

Ein gemütlicher Samstagabend auf einer einsamen Insel...

Kong und ich saßen noch eine ganze Weile in der Dunkelheit, draußen, an einem Tisch im Sand, wo wir uns in Gedanken verloren, während mildes Meerwasser unsere Füße massierte.

Wieder musste ich am nächsten Morgen erst einmal ohne Frühstück auskommen: Als ich die freigelegte Sandbank entlangzuwandern begann, riefen mich Kong und Djiap von links zu sich herüber. Sie standen inmitten eines vorübergehend trockengelegten Korallenmeeres, beobachteten Vögel, Krabben – und Clownfische!

Nemo! In seiner Annemoneme... ^^ Weiß noch irgendwer, wie Papa Nemo heißt? ;)

Ist das nicht herrlich, wenn man zum Fische fotografieren noch nicht einmal eine Maske geschweige denn einen Schnorchel braucht? Wir genossen praktisch ein begehbares Open-Air-Aquarium – ganz für uns alleine! Freude geteilt durch drei. :)

Djiap links, Kong rechts. Ist doch eindeutig zu erkennen, oder?

Schließlich erblickten wir wieder die ersten Touridampfer am Horizont. Mein Scheibenweltroman näherte sich mit besorgniserregender Beständigkeit dem Ende, und auch der mächtige Schokovorrat war unerklärlicherweise (war’s wohl die Sonne?) zu nahezu nihilierbarer Nichtigkeit dahingeschmolzen. Wir werteten all dies als unmissverständliche Anzeichen, dass unser Aufenthalt sich wohl dem Ende näherte.

Schon verdammt geil, wie sich nach und nach eine Sandbank aus den Fluten erhebt...

Kong organisierte einen Transport auf einem der zahlreichen Speedboote. Schon klasse, wenn man eine Thai sprechende Tourführerin zur Verfügung hat. Und als kleines Extra hielt das Speedboot auf dem Rückweg sogar noch kurz in der Railey-Bucht an – allerdings auch wieder lange genug, bis ein rücksichtsloser Regenschauer uns alle bis auf die Badebuchse eingenässt hatte. Hartes Schicksal.

Zurück in Ao Nang gönnte ich mir ein neues T-Shirt sowie ein Chocolate-Luv-McSundae, bevor ich Kong zum Zeitvertreib Kniffel beibrachte. Zwei Runden und einen Besuch beim Obstmann an der Ecke später stand dann auch schon Pi Sam Wahn vor uns, verlud uns in seinen tiefgefrosteten Minivan und düste los Richtung Elefantencamp. Und während er und Kong sich in mir unverständliche Diskussionen verstrickten, bereitete ich mich mental schon mal auf die zahlreichen bevorstehenden, von meinen Arbeitskollegen mit leichtem Augenzwinkern hervorgebrachten Fragen vor, inwiefern wir zwei uns in den vergangenen 72 Stunden wohl unser gemeinsames Glück geschmiedet hätten…

Tuesday, December 11, 2012

Ein bisschen Thai


Thai ist mit Sicherheit keine einfache Sprache. Bisweilen aber eine sehr lustige. Ich amüsiere mich immer noch köstlich, wenn manche meiner Kolleginnen mich zur Begrüßung entengleich anquaken wie einstmals mein geliebter Lehrer des Rechnungswesens, bevor er vergeblich versuchte, mir den Unterschied zwischen Abschreiben und Abschreibungen zu erklären... ;)

Das ist aber natürlich nur lieb gemeint. Und ich darf das auch. Schließlich machen sich meine Kollegen oft genug über mich lustig, wenn mir mal wieder die Aussprache soeben neu erworbener Kenntnisse ein wenig misslingt. Und das passiert nicht gar zu selten.

In Thai gibt es fünf verschiedene Intonationsoptionen. Ob man also z.B. das Wort „khao“ wie eine Frage, ein Wort am Satzende, einen Befehl oder in der Tonlage von Dieter Bohlen zu Zeiten Modern Talkings hervorbringt, so redet man entweder von Reis, einem Berg, neuen Schuhen oder der Schwiegermutter. So ungefähr. Und gerade, wenn man betonen möchte, wie lecker doch der Reis schmecke, sind besonders die letzteren beiden Optionen in der Tat ausreichend Gesprächs- und Erheiterungsmaterial für den Rest der Woche… ^^

Das Problem ist, dass ich offensichtlich ein riesiges Manko in Sachen Gehörfeinfühligkeit besitze. Für mich klingen meist sämtliche Optionen gleich. Und auch, wenn mir jemand etwas vorspricht, was ich, meines Erachtens, einhundert Prozent exakt gleich und absolut akzentfrei nachäffe, so bedarf es meist doch noch zahlreicher, weiterer Versuche (welche in meinen Ohren natürlich wieder exakt gleich klingen), bis meine Lehrerinnen sich mit mir zufrieden geben. Oder sind sie meist einfach nur entnervt von der Unfähigkeit des Farangs und geben auf?

Es begann alles so simpel:

Kollegin Bua: „Sawwadiii khrapp.“ Guten Tag. „Sabai diii mai?“ Wie geht es dir? (Das Fragezeichen am Ende signalisiert übrigens keine Frage. Das „mai“ signalisiert die Frage. Das Fragezeichen schreibe ich nur, damit ihr die richtige Intonation trefft. *g*)

Antwort Chris: „Sabai diii“. Gut. „Lakunna?“ Und dir?

Getuschel. Gekicher. Gelächter. Und dann der vielsagende Hinweis: „Das darfst du nur Bamboo (der dienstältesten Tour Guide) sagen.“

Ich verstand nur Bahnhof. Doch zum Glück war der Zug noch nicht ganz abgefahren. Man erklärte mir, dass Bamboo offensichtlich ein Auge auf mich geworfen habe. Obwohl mich hinterhältig ein stählernes Andreaskreuz zu verprügeln begann, bimmelten die Glocken noch immer nicht ganz. Man erläuterte mir weiter: „Was du sagen wolltest – wahrscheinlich (?) – ist „Lä-u kunn la“. Mit deiner stümperhaften Aussprache hast du Bua allerdings gerade deine ewig währende Liebe gestanden…“

Tja. So schnell kann das gehen. Ring an den Finger, Kinder in die Wiege, Haus in den Dschungel, alt werden, fertig. *bumm* Und das lediglich, weil ich beim Anwenden einer alltäglichen Redefloskel gepatzt hatte.

Ein Glück, dass meine Kollegen geduldig mit mir waren. Und es immer noch sind. Ich durfte meinen Antrag an Bua zurückziehen, fragte Bamboo vorübergehend nicht nach ihrem Befinden und beschloss, die nächste Thai-Stunde auf den folgenden Tag zu verlegen. Ein paar Worte, ein paar Sätze, Stück für Stück wird es besser.

Inzwischen kann ich mich tatsächlich schon ein bisschen unterhalten. Camp-Angelegenheiten. Ob ich HaHa sehen darf. Ob der Trip Spaß gemacht hat. Ob das Essen schmeckt. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Buddhas hier alle aus Gold („tooong“, mit langem „o“) oder eben doch schwanger („tooooong“, mit längerem „o“) sind. Man versichert mir zwar regelmäßig, dass der Unterschied doch genau so leicht verständlich sei wie die Barchefin Pui (ausgewachsen und zarte 40kg schwer) eben nicht „puui“ („fett“) sei, aber für mich klingt das alles wie Kartoffelbrei und Katofflbrai. Und, mal ehrlich: Gerade bei manchen Buddha-Statuen kann man sich ja nicht so ganz sicher sein, ob es eventuell bei der Erfindung der Sprache nicht auch bereits zu Verwechslungen gekommen ist, oder? ;)

Aber egal. Übung macht den Meister. Also schreibe ich täglich ein paar Worte mehr in mein Notizbüchlein, lobe den Fahrer ob seiner tollen Fahrkünste, den Barchef ob seiner Spendierlaune und erkundige mich bei der süßen Köchin, ob sie denn einen Freund habe. (Jaja – an Schokobrownies kommen will gelernt sein… *g*)

Alles in allem geht es mir super, die Gäste finden mich toll und meine Thai-Kolleginnen mich noch viel toller. Das ist verständlich. Ich bin ja auch echt ein toller Typ. Wenigstens etwas, was ich hier verstehe… :D

In diesem Sinne: Tschörgänn mai! CU later! Pom rack kunn! Ich liebe euch!

Liebe Grüße, der Chris

Anm. d. Red.: Wenn ihr euch jetzt fragt, warum „Pom rack kunn“ und „Lakunna“ beide was mit Liebe zu tun haben, hier die Erklärung: „Kunn“ heißt „dich“ oder „euch“, „Rack“ bedeutet „Liebe“. Jenes tragische Missverständnis, welches mich um ein Haar mein Singledasein gekostet hätte, rührte also lediglich daher, dass Thais kein „R“ sprechen können, und das, ähnlich wie Chinesen, durch Substitution mittels „L“ zu vertuschen versuchen.

*ha* Wer hat denn nun die stümperhafte Aussprache hier? *hahaha*

Tuesday, December 4, 2012

Und gewonnen haben...

"Chris. Come here. I have something for you.", sagt mir eine Dame aus dem Büro. Neugierig folge ich ihr zu ihrem Schreibtisch, sie kramt ein wenig in diversen Papierstapeln herum, und bringt etwas zum Vorschein.

POST!!! ICH HABE POST BEKOMMEN!!!!!

Allein diese Nachricht ist ja eigentlich schon Sensation genug. Aber es kommt noch besser: Ich habe DREIMAL POST BEKOMMEN!!!

Zuallererst erreichte mich ein Umschlag mit einer Postkarte von meiner besten Freundin Birte.

Vielen Dank, liebe Birte! :*

Am Tag darauf erhielt ich schon wieder einen Briefumschlag - diesmal gefüllt mit den typischen Kalenderblättern (u.A. mit dem Hinweis, dass Hanfpalmen im Kübel einen Winterschutz benötigen... *g*) und einer Weihnachtsgrußkarte von meiner Oma Herlinde.

Vielen Dank, liebe Oma! :*

Und schließlich erreichte mich heute mein dieses Jahr einziger Adventskalender von meiner Patentante Mone!

Vielen Dank, liebe Patentante Mone! :*

Unfassbar. Innerhalb einer Woche also dreimal vom Postboten (bzw. jener office-lady) beschenkt worden. Absolut großartig!!!

Ich danke euch dreien ganz herzlich für diese superlieben Grüße, die mir mitten in den Tropen bei 35° im Schatten ein heißes Lächeln abgewinnen können! DANKESCHÖN! :)

Friday, November 9, 2012

Happy Holidays!


Es kam, wie es kommen musste: Nach erschöpfenden drei zusammenhängenden Arbeitstagen erhielt ich endlich eine mir wohlverdiente Auszeit. Drei Nächte in Phuket! :D

Lustigerweise hatte Steffi zeitgleich frei, und so saßen wir beide mittwochmittags im Van mit unseren Gästen auf dem Weg Richtung Halbinsel. Nach einem exzessiven Shoppingtrip durch einen superwestlichen Supermarkt (inkl. Brot, Käse, TimTams etc.) ließen wir uns in Phuket City absetzen. Ursprünglich angedacht war eine Nacht im OnOn Hostel gewesen, jener Ort, an welchem einst Leonardo diCaprio für die Dreharbeiten von „The Beach“ umherschlich. Allerdings stellte sich heraus, dass dieses Hostel inzwischen leider seine Pforten geschlossen hat, und so fanden wir uns eine andere Backpackerherberge für 5 € pro Nacht und Nase – top ausgestattet mit WLAN, Computern sowie einer riesigen DVD-Sammlung. Klarer Fall: Wir warfen „The Beach“ in den  Player verfolgten das Abenteuer auf einem massiven Flatscreen-TV. Nobel geht die Welt zu Grunde.

Des Abends informierte uns Kong, eine thailändische Arbeitskollegin, über ihren aktuellen Standort in der Stadt. Wir marschierten los, um sie und ihre Kollegen nicht komplett alleine im Nachtleben untergehen zu lassen. :)

Ein weiser Move. Mit ortskundigen Menschen weggehen ist sowieso niemals ganz falsch… wir endeten in einem Nachtclub mit thailändischer Liveband, 70% einheimischem Publikum sowie gratis „Snacks“ (Tintenfisch, Salat, Gemüse etc.) zu den Getränken. Essen ist halt doch ein sehr wichtiger Bestandteil der hiesigen Kultur – sogar, wenn’s eigentlich ums Trinken geht…

Links außen Steffi, rechts am Rand ein bekennender Ladyboy - unverkleidet. ;)

Gar zu lang wurde die Nacht allerdings nicht, Steffi & ich hatten uns des Nachmittags kurz entschlossen zu einem Trip nach Koh Raja entschieden, einer Insel, die uns laut Hochglanzprospekt mit einem paradiesischen, menschenleeren, palmenbestandenen Sandstrand erwartete.

So ungefähr hätte das laut Prospekt aussehen sollen...

Seltsamerweise schien dieses Hochglanzprospekt auch in die Hände anderer Reisender gelangt zu sein. Unser anfangs noch persönlicher Chauffeur sammelte im Laufe des Morgens noch ca. 12 weitere Fahrgäste auf, um so gut es ging auch den letztmöglichen Sitzplatz noch zu voll zu packen. Zusammen mit vier weiteren Minivans erreichten wir den Pier, an welchem wir allesamt in das gleiche Speedboat gezwängt wurden, um nach ca. 45 Minuten Sardinenfeeling endlich an einem Strand abgesetzt zu werden, welchen man für das Hochglanzprospekt wohl noch ordentlich mit Photoshop hat nachbearbeiten müssen…

So ungefähr sah es abseits des Prospektes aus.

Liegestühle zierten den paradiesischen, jedoch keineswegs menschenleeren Sandstrand, ein Großteil des Palmenbestandes hatte einem mächtigen Nobelresort weichen müssen. Das Wasser, so türkisblau und glasklar und tropisch warm es auch sein mochte, der mächtige Touristenschwarm sowie eine Armada aus Yachten und Longtail- sowie Speedbooten nahmen ihm tatsächlich ein wenig den Reiz. Ansatzweise fühlte ich mich an jenes Erlebnis auf Koh Phi Phi erinnert, als mich vor fünf Jahren eine ähnliche Realität ganz sachte mit einem verhärteten Baseballschläger veilchenblau prügelte…

Was machen die ganzen Leute in meinem Meer?

Nach einer guten Stunde der Erholung sowie dem gekonnten Fotografieren einsamster Verhältnisse…

*ha* Sieht doch echt idyllisch einsam aus, oder? ;)

…rief unsere Tourleiterin uns alle zusammen, um mit dem Speedboat bislang unerforschte Tiefseegebiete zu erkunden. Oder so.

Eine knappe halbe Stunde später schnorchelten wir mit der Besatzung vier weiterer Schnellboote über toten Korallen, umringt von hunderten nahezu domestizierter Fische, welche uns um jenes Brot anbettelten, welches man vorab an Bord für 20 Baht hatte kaufen können. Natur pur.

Ich ließ mich ein wenig von der Touritraube forttreiben, um in aller Seelenruhe meine eigenen Spielgefährten zu finden. Mit dabei: Diverse Regenbogenfische, zahlreiche Zebrafische, ein neugieriger Nager, der meinen  großen Zeh mit etwas Genießbarem verwechselte sowie eine Plastiktüte, aus der Minuten zuvor noch ein japanisches Pärchen Brotkrumen an die versammelte Flossenverwandschaft verfüttert hatte. Grimmig ergriff ich letztere und kletterte schließlich zurück an Bord unserer schwimmenden Sardellenbüchse, die uns zum Mittagessen zur Ostseite der Insel beförderte. Und plötzlich erhellte sich mein mieslauniges Gemüt.

So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt!

Am Strand, welchen wir betraten, stand kein einziger Liegestuhl.

Palmen: Check. Sandstrand: Check. Touris: Uncheck.

Das Restaurant, welches wir besuchten, befand sich nur 200m weiter, fernab aller Resorts. Und der Strand, welcher sich vor jenem Restaurant erstreckte, entsprach endlich meinen bislang hoffnungslos enttäuschten Erwartungen. Sonnenbeschienener Sand, glasklar glitzernde Wellen, kaum Nerv tötende Touristen. Hier würde es sich leben lassen.

Ein paar wenige Liegestühle sind noch frei. Freiwillige?

Nach ausgiebiger Buffetverköstigung und einer kurzen Fotosession beschlagnahmte ich einen der vier Liegestühle und begann ein hochdramatisches Herumdösen, der fantastische Film meiner gedämpften Gedanken meisterhaft untermalt mittels meditativer Meeresmusik.

Steffi stiefelte schon mal voraus, zurück über die Insel zum Touristrand, während ich meine Gedanken vor Allem auf eines fokussierte: Nichts.

Some might say I'm a dreeeaaamer...

Tatsächlich schaffte ich das auch recht erfolgreich, bis plötzlich irgendwo in diesem Nichts drei 200 PS starke Yamaha-Motoren aufröhrten, und mein unfassbar schnell schaltendes Hirn innerhalb von Sekundenbruchteilen begriff, dass ich eventuell aufbrechen sollte, wenn ich nicht zum Robinson Crusoe der Neuzeit avancieren wollte. (Okay, auf so einer überbevölkerten Insel schwer möglich, aber ihr versteht, was ich meine. Oder?)

*uff* Glück gehabt. Sind doch noch nicht alle Boote weg...

Also, aufgerafft, Handtuch geschnappt, losgestratzt – da ruft mich eine Thai lady zurück. Muss ich noch eine Rechnung begleichen? Zahlt der Letzte für die anderen Gäste das Buffet?

Nein. Natürlich nicht. Ganz Thai-like wies sie mich darauf hin, dass Laufen ja nun echt unangebracht sei, und ich außerdem viel zu spät dran. Sie würde mir kurz ein Taxi rufen. Das gehe aufs Haus. Weil ich so ein knackiger Knabe bin. Oder so. :D (Ja, okay, vielleicht auch einfach, weil dieses Restaurant gratis Transferservice anbietet, um Touristen anzulocken, aber…)

Also, zurück zum Touristrand, zurück ins Touriboot, zurück zum Tourifestland, zurück in den Tourivan zurück in die Touristadt, zurück ins Touribackpackerhostel.

Sonnenbrand hatten wir beide. Genossen haben wir den Strand auch. Steffi den einen, ich den anderen. Im Endeffekt also schon ein durchaus gelungener Trip (zumal wir auf Grund großartiger Connections lediglich den Agenturpreis hinblättern mussten - wieder 62% gespart *g*). Das musste man mit einer Coca-Cola mit Kong und ihrer Freundin feiern. Hoch die Flaschen! :)

Kong links, Freundin in der Mitte, rechts ein italienischer Marine.

Am Folgetag gab es noch mal einen großartigen Tourischocker: Ab an die Westküste. Patong Beach. 2km feinster Sandstrand, veredelt mit vier durchgehenden Reihen von Liegestühlen, bevölkert von zahlreichen, plumpfaulen Sonnenanbetern. Da ging ich lieber ein wenig shoppen…

Und dann noch eine graue Wolke! Also echt...

Hernach nach Chalong. Kong hatte uns da ein Hostel gebucht. Nahe dem Hauptquartier, damit wir morgen früh um 7am am Büro sein konnten – ein Van würde uns direkt nach Takua Pa bringen, wo wir gleich mal Gäste entertainen sollten.

Ich entstieg dem Van, überquerte die Straßenseite, betrat die Hofeinfahrt des Hostel – und traute meinen Augen nicht. Stand ich ohne Spaß in der exakt gleichen Einfahrt, welche ich vor ziemlich exakt 59 Monaten das erste und bislang letzte Mal betreten hatte – statt meiner Arbeitskollegin Steffi mit meiner damaligen Freundin Easy an meiner Seite. Wie klein ist die Welt denn bitte? Übercool! :)

Easy, erinnerst du dich an den Tempel da hinten?

Nach einigen euphorischen Anfällen, zahlreichen Fotos und einem Blick zur Vergewisserung aus dem 4. Stock schafften wir es nach einer kurzen Dusche dann wieder an die Straße. Kong und ein paar Kumpels holten uns ab, wir fuhren an einen Strand, kauften bei den Fischern einen Haufen Muscheln und Fische, zogen in ein nahegelegenes Restaurant und baten den Chef dort, die soeben erstandene Ware für uns zuzubereiten.

Barbara, Om und ihr Mann Rainer gesellten sich zu uns, und es ward ein lustiger Abend in trauter Runde. Zu schade, dass es für nun der letzte sein würde… und ebenfalls schade, dass der Wecker am kommenden Morgen so früh zu klingeln hatte – sonst wären wir nicht nur im Restaurant die letzten Gäste gewesen… ^^

Ganz vorne Om, rechts daneben Rainer. Coole Crew! :)

Tuesday, November 6, 2012

Wenn man vor lauter Blei das Zinn nicht mehr sieht…


Einer unserer Ausflüge geht nach Takua Pa. Wörtlich übersetzt bedeutet das „Bleiwald“, weil hier einst massive Bleivorkommen für ansehnlichen Wohlstand sorgten. (Eigentlich spielte Zinn eine wesentlich wichtigere Rolle, allerdings war das den Namensgebern offensichtlich nicht allzu wichtig…)

Nach einem kurzen Stopp am örtlichen Markt geht es mit dem Speedboat und einem Takua Tao (Tao = Fuß *g*) in Richtung Feigenbaumkanal. Der heißt so auf Grund seiner zahlreichen Feigenbäume. Dass faktisch allerdings die Anzahl an Nypapalmen überwiegt, scheint wieder einmal niemand auf die Zinnwaage zu legen… ^^
Die bis zu 9m hohen Blätter der Nypapalme - der Stamm verläuft unterirdisch.
Wir informieren unsere Gäste, dass es über 850 Arten von Feigenbäumen gibt – die interessanteste von ihnen ist meiner Meinung nach die Würgefeige. Nachdem sie ihre Wurzeln von einem Wirtsast hinab zu Boden gelassen hat, fasst sie dort Fuß, umschlingt ihren Wirtsbaum und hangelt sich an ihm nach oben. Zum Wachstum entzieht sie ihrem Wirtsbaum sämtliche Nährstoffe, sodass der arme Wirt am Ende qualvoll verendet – die Würgefeige obsiegt (in der Regel), produziert fleißig Früchte und wartet auf Affen und Vögel, auf dass diese ihre Samen zum nächsten Wirtsast tragen mögen… Mal wieder ein trauriger Beweis dafür, dass auch innen hohle Organismen überlebensfähig sind.

Nachdem wir also solch schaurige Märchen mit genussvollem Grinsen an ungläubige (und bisweilen auch unaufmerksame *g*) Gäste weitervermittelt haben, und im besten Falle im Vorbeifahren noch die eine oder andere Mangrovenschlange erspähen konnten, schmeißt der Captain die beiden 85 PS Yamaha-Motoren wieder an und wir düsen mit Volldampf zu unserer Dschunke.

Wer Lust hat, darf ein Stündchen in den Mangrovenwald hinein paddeln, Vögel, Schmetterlinge und Krebse sichten, anschließend fährt die Dschunke in Richtung Hat Pra Tong (Goldener Buddha Strand), während wir uns gierig über ein leckeres Mittagsbuffet hermachen. Und damit das Essen hinterher nicht bleischwer im Magen liegt, beginnen wir dann ein Verdauungsschwimmerchen an unserem persönlichen, privaten, kilometerlangen Sandstrand…

Willkommen in der Andamanensee - es ist noch Platz frei... ;)
 Und wenn Schwimmen allein zu langweilig wird, klettert man geschwind wieder aufs Boot hinauf und hüpft noch einmal hinunter. ^^

Wer hoch liegt der fällt tief.
Nur manchmal landet er dabei kopfüber im Glück. :)
Nachdem unsere Haut wieder eine gute Stunde brauner geworden ist, schwingen wir uns zurück aufs Speedboat und düsen zurück zum Pier. Von dort mit dem Van nach Hause. Schließlich müssen wir pünktlich um 5pm wieder im Camp sein, zur erntefrischen Wassermelone und den lokal produzierten Erdnüssen. Garantiert bleifrei. :)

Monday, November 5, 2012

Ein Chang-Cheers auf Chris' Mum!


Zurück im Camp gab es gleich wieder was zu tun: Eine Reisegruppe der in Deutschland ansässigen thailändischen Tourismusbehörde wollte sich von unseren Qualitäten überzeugen. Nichts leichter als das: Wir packten sie alle in zwei Vans, anschließend in ein Boot und erkundeten mit ihnen den Cheow Larn Lake. Ein bisschen im Wasser geplanscht, und – zack – waren 16 ladies und zwei Herren (exklusive mir) restlos glücklich. ;)
Ja gut, die da rechts... die freut sich mehr so nach innen... ^^
Da waren die beiden österreichischen Pärchen, die darauf folgten, schon fast anspruchsvoller – zumindest beanspruchten sie unser Hörverständnis deutlich mehr. So ein Linzer Akzent ist gar nicht so einfach zu verstehen…

Aber als wir ihnen unsere Wunderwaffe HaHa präsentierten, waren auch sie so angetan…

HaHa hat's einfach drauf!
…dass Gärtnerin Barbara schon gar nicht mehr weiter punkten brauchte, als sie uns alle beim Ghana-Gras einpflanzen mit involvierte.

Erntereif in 3 Monaten! Schneller geht's kaum.
Den Abend ließen wir gemütlich im Dorfe unserer Thai-Kollegen, Sabai Sabai (bedeutet: „Total gechillt“ *g*) mit Gitarrenklängen und thailändischen Brauereierzeugnissen ausklingen…

Kann mir irgendwer den Text dieser Thai-Songs verraten?
 Und natürlich konnte ich es mir bei dieser Gelegenheit auch nicht verkneifen, vor versammelter Mannschaft einen Toast auf meine sensationelle und seit heute 58 Jahre junge Weltklasse-Mami auszurufen. :)

Cheers mit Chang - dem Elefantenbier Thailands!

Saturday, November 3, 2012

Mein erster, freier Tag


Nicht, dass ich mich in den vergangenen Tagen komplett überarbeitet hätte – aber die Idee, mal wieder in aller Ruhe die Konsistenz von Sand am Meer zu untersuchen, konnte ich schon gut heißen. Also willigte ich ein, mich von einem Fahrer nach Ao Nang bringen zu lassen.

Nach wenigen Minuten war ein günstiges Hostel lokalisiert worden, und ich begab mich an den Strand, Massagesalons zählen. 1, 2, 3, 4… kein Scherz, da stand ein Salon direkt neben dem nächsten! Insgesamt waren es 20! Und aus mindestens fünfzehn heraus wurde ich von mehr oder minder hübschen Damen angesprochen, ob ich armer, sicherlich vom Stress geplagter Farang nicht eine entspannende Thai Massage gebrauchen könnte… ich frage mich, wie derart viele Salons alle überleben können! Der Touristenansturm schien sich in Grenzen zu halten, und allein von zwei Monaten Arbeit in den Hauptmonaten Dezember und Januar können die ladies doch unmöglich das komplette Jahr über ihren Lebensunterhalt bestreiten, oder?

Über derartige Mysterien grübelnd merkte ich gar nicht, wie die Zahl der Sonnenanbeter nach und nach ausdünnte, bis ich mich am Ende des Strandes nahezu ganz allein wieder fand. Ganz allein? Nein! Eine Horde aufgeweckter Primaten entschied sich, mir Gesellschaft zu leisten und nebenher für mein Entertainment zu sorgen! Was haben wir doch für coole Vorfahren…

Kokosnuss auf und auf den Baum rauf...
Nachdem ich ihnen ein wenig beim Rumalbern, Kokosnussbalancieren und Machtkämpfchen austragen zugesehen hatte, beschloss ich, meinen harten, weiten Heimweg anzutreten…

Willkommen am Ao Nang Strand. Ist noch genug Platz für euch! ;)
Weiter ging’s die Shoppingmeile entlang. Einen frisch produzierten, 75c-teuren Fruitshake schlürfend ließ sich auch ein erfrischender, tropischer Regenschauer problemfrei überleben, bis sich Hunger im Magen breit machte. Also ab zum Inder, Spinatspaghetti essen. Und sich nebenher in die bildhübsche Thai-Lady auf der anderen Straßenseite verlieben. Auch sie macht Werbung – für einen Massagesalon, was auch sonst.

Der Kellner ist ein junger, sehr freundlicher und durchaus gesprächiger Inder, der auf eine gutaussehende, nette und gut betuchte Europäerin hofft, die ihn heiraten und mit in ihr Heimatland nehmen solle. Wie ein Wahnsinniger möchte er im gelobten Europa schuften, um regelmäßig Geld an seine Familie in Goa senden zu können – im Moment verdient er trotz 80-100 Arbeitsstunden pro Woche gerade einmal 12.000 Thai Baht im Monat. Das sind 300 €. Davon bleibt für einen Banktransfer nicht viel übrig…

Einmal mehr schleicht er sich von hinten an, während ich also vor mich hin sinniere, ob ich wohl lieber eine Rücken- oder eine Fußreflexzonenmassage in Anspruch nehmen sollte, und reißt mich gefühlskalt aus meinen Träumen: „Brauchst du seine Nummer? Soll ich dir einen guten Preis bei ihm raushandeln? Ich kenne ihn gut…“ Kurz verdattert, von wem er wohl sprechen könnte, folge ich seinem wissenden Blick auf die andere Straßenseite, und die Illusion zarter Frauenhände zur Lösung meiner verspannten Muskelpartien verschwindet ebenso fluchtartig wie mein Glaube an meine fehlerfreie Menschenkenntnis… ^^

Niedergeschlagen verlasse ich das Restaurant, allerdings nicht, ohne meinem neuen Freund viel Erfolg bei der weiteren Suche zu wünschen. Ich werde ihn wieder besuchen gehen, wenn ich das nächste Mal in Ao Nang bin.

Nach dieser Schlappe brauche ich Schokolade. Und Eis. Am Besten kombiniert. McDonald’s hilft weiter: Einen Euro später genieße ich sichtlich entspannter meinen McFlurry Choco Luv, während ich den Nachtmarkt an der einzigen wirklichen Straße Ao Nangs entlang schlendere.

Der Abend war kurz, der Morgen kam schnell. Und mit ihm eine kleine Shoppingtour, die tatsächlich mit dem Erfolgserlebnis einer erstklassigen Badeshorts zum gewünschten Preis endete. Glücklich und beseelt konnte ich auschecken und zu meinem Fahrer in den Van steigen, wo das nächste Kapitel von Alex Garlands„The Beach“ auf mich wartete. Die perfekte Reiselektüre für Thailandreisende. Und so fühlte ich mich auch: Frei, ungezwungen, abenteuerlustig – nur eben in einem klimatisierten Minivan auf dem Rückweg ins Elefantencamp anstatt in einem von Wellen gepeitschten Longtailboat auf der Suche nach einer einsamen Lagune...

Ob die Insel im Hintergrund wohl bewohnt ist?
Wer findet es mit mir zusammen raus? :)

P.S.: Happy birthday an meinen allerbesten Südamerika (und vielleicht auch Süd-Ost-Asien?) Reisepartner und Freund Julez! 25 zu sein ist ziemlich cool... ;)

Friday, November 2, 2012

Franzosen in Thailand


Am nächsten Morgen ging es auch schon wieder zurück ins Camp. Man erkannte es kaum wieder: Hatten wir zwei Tage vorher noch nahezu alleine beim Frühstücksbuffet gesessen, so war der Speisebereich nun komplett gefüllt mit Gästen, überwiegend französischer Herkunft: Barclays France hatte ein kleines Incentive springen lassen.

Ich ward einer Gruppe zugeteilt, welche gleich mal Richtung Cheow Larn Lake aufbrach. Da bin ich dabei. :) Und gleich zweimal bei dieser Sorte von Gästen: Anstatt sich großartig für Geschichte und Hintergrund des Stausees zu interessieren, galt ihr größtes Interesse – dem Baden! :) Ich tauchte gerade von meinem gelungenen Köpfer in den See wieder auf, da vernahm ich hinter mir mehrfaches, mal kräftigeres, mal sanfteres Platschen, als sich tatsächlich fast die komplette Gruppe (bestehend aus 16 Leuten) hinter mir ins Wasser hechtete. Herrlich.

Auch beim Guilin Thailands wollte niemand etwas über Jahrmillionen alte Korallenriffe wissen – platsch, sie gingen wieder schwimmen. ^^ Vive la France! :)

Am Tage drauf begann mit derselben Rasselbande eine Dschungelwanderung.

Bereit für den Regenwald!
Nach einem kurzen Briefing, wie man sich mit den Bambusstöcken am Elegantesten gegen angriffslustige, ausgehungerte Tiger verteidigt, setzten wir auf unserem kultigen Floß hinüber in den Regenwald – Teil des wahrscheinlich ältesten Regenwaldes der Erde!

Floßfahrt vom Allerfeinsten.
Da die jüngeren Gruppenmitglieder der englischen Sprache noch nicht sonderlich mächtig waren, trat eine um das Allgemeinwissen ihres Sohnes besorgte Mutter mit der Bitte an mich heran, die komplette Tour doch bitte auf Französisch zu führen. Ich, der ich bislang noch keine einzige Tour selbst geführt hatte, der lediglich als Assistent meiner Kollegin Kong für ein wenig gute Stimmung in der Meute sorgen sollte, einen wissenschaftlichen Beitrag über die Herkunft, die Nutzung sowie die wirtschaftliche Bedeutung von Gummibäumen abliefern? Auf französisch? *ha* Gar kein Problem. Die Tour wurde ja so was von gerockt… ;)

Querfeldein über Stock und ... versteinerte Korallen...
Und als besonderes Special ward mir zum Ende die heldenhafte Aufgabe zu Teil, die wagemutigere Hälfte der Gruppe durch den reißenden Khlong Sok (= Sok Fluss) zu führen. Tour guide sein ist echt ‘ne Gaudi!

Der Stock stützt auf Steinen.
Doch find't er mal keinen...
--- UMFALLT ---
*hahaha*
Ist aber auch klar, dass ich mir nach solchen Strapazen ein Leckerli verdient hatte. Und das überbrachte mir mein Chef des Abends mit den Worten: „Chris, du hast morgen frei.“